APRIL/MAI 2025
Hamburg zählt zu den Top drei der deutschen Start-up- Metropolen. Sie arbeiten seit neun Jahren in Deutschland, die meiste Zeit davon in Niedersachsen. Ist Ihnen Ham- burg damals schon als Innovationsstandort aufgefallen? Zu der Zeit habe ich im Energiebereich gearbeitet und in Ham- burg zahlreiche Unternehmen kennengelernt, die viel inves- tiert haben, ebenfalls in der maritimen Wirtschaft. Diese ge- zielten Investitionen fand ich sehr beeindruckend. Viele Firmen verlegen ihre kritischen Niederlassungen hierher, was ein gutes Zeichen ist. Hamburg bietet zudem ein attraktives Umfeld zum Leben, was für Ansiedlungen sehr wichtig ist. Ich wohne seit einem knappen Jahr in Hamburg und fühle mich sehr wohl hier. Sie haben die Hamburger Zukunftsstiftung, deren Grün- dung die Kammer vorschlägt, angesprochen. Was halten Sie von diesem Instrument der Innovationsförderung? Das deckt sich mit einigen Punkten, die ich bereits erwähnt habe. Es geht darum, ein nachhaltiges und zuverlässiges Öko- system aufzubauen und zu fördern. Das ist entscheidend. Au- ßerdem ist die Rede von Investitionen gegen den Klimawandel, in Künstliche Intelligenz und Gesundheit – alles kritische Be- reiche, für die sich auch Körber sehr interessiert. Das sind die richtigen Themen für einen Innovationsstandort, und ich finde sie in der Theorie großartig. Aber der Schlüssel liegt darin, wie das Ganze gesteuert und umgesetzt wird. Ihr Tipp, wie das gelingen kann? Wir müssen sicherstellen, dass wir uns auf bestimmte Berei- che konzentrieren, anstatt uns zu verzetteln. Die Zukunftsstif- tung kann dazu beitragen, Schwerpunkte zu schaffen, auf die sich Hamburg fokussieren kann, um sein Profil zu schärfen. Welche konkreten Erwartungen haben Sie an die Politik, um den Innovationsstandort Hamburg international wett- bewerbsfähiger zu machen? Ich denke, es wäre hilfreich, wenn man Ansiedlungen ein biss- chen vereinfachen würde, egal ob Start-ups oder größere Un- ternehmen. Hamburg macht bereits einen guten Job, wenn es darum geht, Talente anzuziehen und den Menschen hier einen passenden Rahmen zu bieten. Aber die Politik sollte nochmehr tun, zumBeispiel mit gezielten Subventionen für Start-ups wie in den USA oder Singapur. Sobald die Schwerpunktbereiche festgelegt sind, können die politischen Entscheidungsträger sie auch besser unterstützen. Bürokratie bremst Innovationen. Genau das meine ich. Anstatt immer strengere Vorschriften zu erlassen, sollte man versuchen zu verstehen, was ge- braucht wird, um Lösungen zu finden. Innovationen brau- chen Freiraum. ImOktober 2024 hat das Bundeskabinett mit einer „Fach- kräftestrategie Indien“ eine erleichterte Erwerbsmigration beschlossen. Davon würde der Innovationsstandort profi- tieren. Finden Sie als gebürtige Inderin Hamburg attraktiv für indische Fachkräfte? Beim Anwerben von Talenten muss man meiner Meinung nach zwei Aspekte berücksichtigen. Auf der einen Seite stehen die Jobchancen und erleichterte Zuwanderung. Auf der anderen Seite treffen Menschen ihre Entscheidungen aber nicht nur auf- grund von Arbeitsmöglichkeiten oder Geld. Wenn wir an das Waffenrecht in den USA denken, dann zieht Deutschlands An- satzMenschenwiemich an. In den USA hätte ich auch eine attraktive Stelle finden kön- nen, aber ich lebe mit meiner Familie hier, weil es für meine Tochter sicherer ist. Wir reden viel über Bürokratie, Beschäfti- gungsmöglichkeiten, Politik, aber wir reden zu wenig über die guten Seiten des Lebens in Europa – die großartigen Lebensbe- dingungen, die Sicherheit. Das zieht viele Menschen an, nicht nur aus Indien. Welchen Beitrag leistet Körber zum Innovationsstandort Hamburg? Welche Bedeutung hat in diesem Zusammen- hang der Anfang 2027 geplante Umzug in den Innovati- onspark Bergedorf? Unser neuer Hauptstandort für das Geschäftsfeld Technolo- gies ist ein starkes Bekenntnis zu Deutschland und Hamburg. In Zeiten, in denen andere wegziehen und woanders investie- ren, legen wir großen Wert darauf, hier etwas aufzubauen. Wir entwickeln einen modernen Standort auf dem neuesten Stand der Technik und wollen damit auch Talente anlocken. Sie sol- len von hier aus Innovationen im Bereich Forschung und Ent- wicklung vorantreiben, den Standort als Drehscheibe für Eu- ropa und dieWelt stärken. Wir möchten das Erbe des Firmengründers Kurt A. Körber bewahren und weiterführen. Für uns ist es sehr wichtig, eine Brücke zwischen Tradition und Wachstum zu schlagen. Somit werden wir weiterhin eine wichtige Rolle bei Inno- vationen in dieser Region spielen. Das sehen wir als Verpflichtung an. Was dürfen wir am neuen Standort an Innovationen erwarten? Wir investieren über 200 Millionen Euro in den Neu- bau, der nur rund einen Kilometer Luftlinie von unserem jetzi- gen Standort entsteht. Die Bauarbeiten haben dieses Jahr begonnen. Als erstes Unternehmen werden wir im Innovati- onspark Bergedorf einen modernen, nachhaltigen Neubau be- ziehen und auf knapp 50 000 Quadratmetern Fläche Verwal- tung, Entwicklung, Produktion und Logistik unterbringen. Dort werden wir das tun, was Körber seit fast 80 Jahren erfolg- reich macht: in unseren Forschungslabors Innovationen für unsere Kunden vorantreiben und dabei auch immer wieder neue Wege beschreiten. Arungalai Anbarasu im Gespräch mit HW-Autorin Kerstin Kloss (re.) 31 PERSÖNLICH ARUNGALAI ANBARASU WWW.HK24.DE
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