APRIL/MAI 2025

produzieren können – das ist einmalig im Markt. Unser Team baut zudem Sensoren ein, die nirgendwo sonst zu finden sind. Das ist echte deutsche Ingenieurskunst. In der Tabakindustrie ist Körber verwurzelt, aber die Bran- che hat einen Imagewandel erlebt. Welche neuen Märkte konnte das Unternehmen durch Innovationen erschließen? Das Tabakgeschäft spielt weiterhin eine wichtige Rolle für uns, mit unseren Technologien gehen wir aber auch in andere Berei- che hineinwie vertikale Landwirtschaft oder Batteriezellenpro- duktion. Der Körber-Konzern hat sich schon früh diversifiziert und breiter aufgestellt, so bietet Körber inzwischen führende Lösungen für die Pharmaindustrie und die Logistik. Technolo- gisch wachsen wir natürlich stark in Richtung Digitales. Welche Herausforderungen gibt es bei der Umsetzung von Innovationen? Körber sieht sich als Heimat für Unternehmer und betrachtet Herausforderungen auch immer als Chance. Wir bewegen uns in teilweise strikt regulierten Märkten, die Veränderungen ge- genüber zurückhaltend sind. Es ist deshalb wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass es in Ordnung ist, zu schei- tern und daraus zu lernen Wir arbeiten daran, diese Einstel- lung, dieses Mindset zu entwickeln. Welche technologischen Trends haben derzeit den größ- ten Einfluss auf Ihr Unternehmen? Es gibt zwei wichtige Trends. Das eine ist zweifellos die digitale sogenannte „Dark Factory“ mit einer integrierten Lösung aus Maschinen, KI und Robotern. Das andere betrifft die Pharma- industrie, die Entwicklung hin zu Zell- und Gen-Therapien. Das wird unsere Sichtweise auf Langlebigkeit, Produktivität, Bio- wissenschaften verändern. Wie identifiziert Körber Innovationsfelder und Markt- trends? Wir schauen uns Megatrends und daraus resultierende Tech- nologietrends strategisch an, die in den kommenden zehn Jah- ren wichtig werden, und zwar nicht nur regional. Wir betrach- ten das global aus der Perspektive der USA, Europas und Asiens und versuchen, die Daten in einemDreieck zu verbinden. Dann gehen wir einen Schritt zurück und überlegen, was wir heute brauchen, um unsere Vision „Marktführerschaft durch Tech- nologieführerschaft“ auch in zehn Jahren noch zu erreichen. Einwichtiger Punkt ist dabei die Zusammenarbeit mit unseren Kunden, mit denen wir viele technologische Lösungen co-krea- tiv entwickeln, um Innovationen voranzutreiben. Haben Sie ein Beispiel? Ein Beispiel ist unser Multi Segment Maker, kurz MSM, eine Hightech-Maschine für Sticks für Tabakerhitzer, die wir in enger Zusammenarbeit mit einem unserer Hauptkunden ent- wickelt haben. Der MSM ist modular aufgebaut, lässt sich auf spezielle Kundenanforderungen konfigurieren und ist pro- blemlos erweiterbar – die Flexibilität des MSM ist einzigartig. Bezieht Körber auch Feedback von Mitarbeitenden in den Innovationsprozess ein? Ja, das ist ein wesentlicher Faktor neben der Co-Creation mit Kunden. Dass wir heute in die Batteriezellenproduktion expan- dieren, habenwir auch der Idee vonMitarbeitenden zu verdan- ken, die über unsere Maschinen nachdachten und meinten: Wir stellen sie für die Tabakindustrie her. Wie könnten wir sie für die Batteriezellenproduktion einsetzen? So war es auchmit Maschinen für Papiertrinkhalme. Wie kommen Sie an Ideen von Mitarbeitenden? Wir veranstalten Workshops, aber wir haben auch eine sehr of- fene Innovationskultur. Es gibt eine E-Mail-Adresse, an die Mit- arbeitende Ideen für Innovationen senden können. So bekom- men wir wirklich eine Menge sehr guter Einfälle, die wir prüfen und dann schauen, ob und wie sie umgesetzt werden können. Welcher Vorschlag hat Sie zuletzt begeistert? Erst kürzlich kam die Idee auf, in den Medizinbereich für künstliche Gelenke zu gehen. Ein interessanter Gedanke, denn dies erfordert Hochpräzisionsmaschinen, und das können wir. Tolle Ideen für Innovationen auch außerhalb unseres ange- stammten Geschäfts gibt es reichlich. Wie viele neue Ideen bekommen Sie? Im Geschäftsfeld Technologies, das ich verantworte, sind es jedes Jahr etwa 30 bis 40 Ideen von Mitarbeitenden. Auch aus den anderen Konzern-Geschäftsfeldern erreichen mich und mein Team regelmäßig Ideen; wir sind gerade dabei, das auf- und auszubauen und den Innovationsprozess für Körber wei- ter zu schärfen. → 29 WWW.HK24.DE

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