APRIL/MAI 2025

HAPAG-LLOYD entstand 1970 als Zusammenschluss der Reedereien Hapag und Nord- deutscher Lloyd. Die AG gehört heute zu den fünf größten Contai- nerreedereien weltweit. Die gut 16 000 Beschäf- tigten erwirtschaf- teten 2024 rund 2,4 Milliarden Euro Gewinn bei einem Umsatz von 16,7 Milliarden Euro. Die HAMBUR- GER SPARKASSE (HASPA) entstand 1827 als „Armen- sparkasse“. Mit 4400 Mitarbei- tenden, 190 Aus- zubildenden, 100 Filialen und einer Bilanzsumme von 56,7 Milliarden Euro (2024) ist sie heute die größte Sparkasse des Lan- des, eine führende Bank für Privatkun- den und einer der größten Arbeit- geber in Hamburg. milie sich an ihrem neuen Lebensmittelpunkt füh- len. Wenn sich Menschen da nicht unterstützt und willkommen fühlen, ob mit Visa, Sprachkursen oderWohnraumsuche, bleiben sie weg. Diese Hürde können wir nur gemeinsammit der Politik nehmen. Oesterhelweg: Stichwort Entbürokratisierung! Amer: Als Hamburger Unternehmen wollen wir un- seren Standort durch motiviertes Personal aus aller Welt stützen, aber ohne Willkommenspolitik wird das schwierig. Weil Hamburg bei aller Attraktivität und Sicherheit ja auch den einen oder anderen Re- gentag hat, ist die Politik da umso mehr gefordert. Oesterhelweg: Wir werden im September auf Initi- ative der Handelskammer den ersten Auszubilden- den aus Usbekistan bei uns in der Haspa begrüßen. Amer: Witzig, wir auch! Wenn Politik und Gesell- schaft nicht hinterherkommen, müssen wir unsere eigene Willkommenskultur schaffen. Wirkt Diversität generell dem Fachkräfteman- gel entgegen? Amer: Klar. Würden wir Diversität nicht auf allen Ebenen fördern, gäbe es noch mehr unbesetzte Stellen. Oesterhelweg: Wir fördern Diversität über eigene Netzwerke wie Haspa Pride oder women@haspa und über unsere klare Haltung. Und auch bei der Zusammensetzung von Teams kann Diversität zu besseren Ergebnissen beitragen, da sie verschie- dene Perspektiven ermöglicht. Amer: Diese Netzwerke haben wir natürlich auch. Insgesamt ist aber auch bei Haspa und Hapag-Lloyd noch Luft nach oben. In der traditionell männlichen Logistik-Branche war ich zwar die erste Frau im Vorstand, aber wir sind auf einem gutenWeg. Wir setzen uns aktiv für mehr Diversität auf al- len Führungsebenen ein und schaffen gezielt Chan- cen für Frauen und internationale Talente. Unser Ziel ist es, den Anteil von Frauen in Führungspositionen kontinuierlich zu steigern – von unseren Talentpro- grammen bis hin zur höchsten Managementebene. Dazu investieren wir in gezielte Förderprogramme, Weiterbildungsangebote und eine inklusive Unter- nehmenskultur, die es allen ermöglicht, ihr volles Potenzial zu entfalten. Deshalb haben wir klare Ziel- vorgaben für den Frauenanteil in den verschiedenen Managementebenen eingeführt. Hilft die KI mittlerweile beim Recruiting? Amer: DieEinstellungsgespräche führenwir amEnde natürlich weiterhin persönlich – und das wird auch in Zukunft so bleiben. Der direkte, menschliche Kontakt ist für uns essenziell. Wo wir KI bereits gezielt einset- zen, ist in den ersten Trainings während des Onboar- dings. Neue Mitarbeitende durchlaufen verpflichten- de Grundlagenschulungen, die teilweise durch KI-ge- stützte Lernprogramme unterstützt werden. Ergänzt wird das Ganze durch unsere Onboarding-Tage, die weiterhin vor Ort stattfinden. Diese Tage haben in den letzten Jahren durchweg positives Feedback er- halten, weil sie es denNeuankömmlingenerleichtern, direkt ein Netzwerk aufzubauen, sich mit Kolleg:in- nen auszutauschenund so unsereUnternehmenskul- tur von Anfang an hautnah zu erleben. Oesterhelweg: Ohne digitale Tools zur Datenaus- wertung sindHerausforderungenwie der Fachkräfte- mangel im Zuge demografischer Veränderungen und dieBedarfsermittlung fürdieZukunft nicht handhab- bar.Wir sehenbeimklugenEinsatz vonKI daher auch deutlich mehr Chancen als Risiken, weil sie uns in wichtigen Verwaltungsbereichen unterstützen kann. Was ist Ihre Prognose für Ihre Fachkräftesitua- tion im Jahr 2040? Amer: Hapag-Lloyd hat die richtige Strategie und eine sehr motivierte Mannschaft. Darüber hinaus investieren wir in die richtigen Themen und sind somit zuversichtlich, dass wir für die Herausforde- rungen Richtung 2040 auf dem richtigen Kurs sind. Oesterhelweg: Allein die Haspa benötigt in den kommenden zehn Jahren bis zu 2500Mitarbeitende. Das ist eine echte Herausforderung. Und dafür tun wir eineMenge. Arbeitgeberattraktivität ist zu einem wichtigen wirtschaftlichen Erfolgsfaktor geworden. Hier müssen alle Beteiligten an einemStrang ziehen. Donya-Florence Amer und Dr. Olaf Oesterhelweg im Gespräch mit HW-Autor Jan Freitag (re.) HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 16 FACHKRÄFTE MANGEL

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