APRIL/MAI 2025

Ausbildung wider. Am Standort in Hamburg haben wir jedes Jahr rund 70 Auszubildende, die Land­ berufe wie Schifffahrtskaufmann/-frau erlernen, duale Bachelor-Studiengänge absolvieren oder tra­ ditionelle maritime Berufe erlernen. Bei den Auszu­ bildenden an Land schauen wir immer, dass sie mindestens einen internationalen Einsatz haben, und die „Seezubis“ sind ohnehin auf den Weltmee­ ren unterwegs. Oesterhelweg: Die Haspa verfügt über 100 Nach­ barschaftsfilialen und unsere Zentrale, das neue Deutschlandhaus. Sowohl im Vertrieb als auch im Betrieb suchen wir neue Mitarbeitende auf allen Ebenen. Wir hatten allein im letzten Jahrgang 180 neue Auszubildende, doppelt so viel wie das Jahr zuvor. Und so viele Bewerbungen wie seit zehn Jah­ ren nicht mehr. Wir erreichen heute Talente, die uns vor wenigen Jahren noch nicht auf dem Zettel hatten. Daran sehen wir, wie die Arbeitgebermarke Haspa an Attraktivität gewonnen hat. Dennoch müssen wir darauf achten, wen wir nehmen – also nicht nur „Einser-Abiturienten“, sondern vor allem solche, deren Persönlichkeitsstruktur und Mindset zu uns passen. Mit welchen Angeboten gewinnt man Mitarbei- tende? Oesterhelweg: Eine attraktive Vergütung, Benefits sowie eine moderne Arbeitsumgebung mit Top- Technik sind wichtig. Ebenso das Umfeld einer so lebens- und liebenswerten Stadt wie Hamburg. Die­ se hohe Anziehungskraft hat aber auch eine Schat­ tenseite: knapper und teurer Wohnraum. Umso stolzer sind wir auf unsere Azubi-Apartments am Alsenplatz in Altona für 144 Auszubildende. Hier haben wir bezahlbarenWohnraum für den beruf­ Frau Amer, Herr Oesterhelweg, wie lässt sich die Fachkräftelücke am besten schließen? Olaf Oesterhelweg: Dafür gibt es leider keine ein­ fache Lösung. Fakt ist: Wir brauchen dringend Fachkräfte, damit die Metropolregion auch in Zu­ kunft wirtschaftlich erfolgreich bleibt. Hamburg hat keine Rohstoffe. Unser Rohstoff sind gut ausge­ bildeteMenschen. Deshalbmachen wir uns als Has- pa seit jeher auch für die Berufsausbildung stark. Es gibt jedenfalls zahlreiche Handlungsfelder, an de­ nen Politik, Unternehmen und Gesellschaft anset­ zen können. Neben der Qualifizierung zählen dazu auch Maßnahmen zur Erhöhung der Erwerbsbetei­ ligung, zum Beispiel über die Schaffung flexibler Arbeitszeitmodelle, die Zuwanderung von Fach­ kräften oder die Verbesserung adäquater Lebens- und Arbeitsbedingungen. Donya-Florence Amer: Wobei internationale Un­ ternehmen wie Hapag-Lloyd bei der Suche nach Ta­ lenten ein bisschen flexibler sind. Während unser Wohnzimmer am Ballindamm für unsere Head­ quarter-Funktionen wie Finanzen, Personal, Con- trolling, Nachhaltigkeit oft noch regional rekrutiert, suchen wir in den Bereichen Technologie oder Data zum Beispiel weltweit. Wir sind eines der wenigen Unternehmen, das in der Schifffahrt in Deutsch­ land noch ausbildet, jedoch werden ganze Teams auch im Ausland aufgebaut. In Hamburg sind wir groß geworden, bei 400 Büros in fast 140 Ländern dürfen und müssen wir zumGlück global denken. Sind 400 Büros umgerechnet 400 potenzielle Ausbildungsbetriebe für die Zentrale? Amer: Grundsätzlich bilden wir – wo es Sinn macht – global aus. Hapag-Lloyd ist und bleibt ein globales Unternehmen, und das spiegelt sich auch in unserer „Sei interessiert, sei interessant“ Im Jahr 2040 könnten Hamburg laut HWWI-Prognose annähernd 200 000 Fach- kräfte fehlen. Wie man Mitarbeitende gewinnen kann, erklären Donya-Florence Amer (CIO und CHRO von Hapag-Lloyd) und Haspa-Personalvorstand Dr. Olaf Oesterhelweg. → INTERVIEW: JAN FREITAG FOTOS: MIKE SCHAEFER DONYA-FLO- RENCE AMER (52) hat BWL in Köln und Berkeley studiert und seit 17 Jahren Lei- tungsfunktionen im Bereich digitale Transformation oder Business Analytics inne. Ende 2021 wurde sie in den Vorstand der Hapag-Lloyd AG berufen. Dort ist sie Chief Infor- mation Officer und Chief Human Re- sources Officer. 2024 wählte Beyond Gender Agenda sie zur „Frau des Jahres“. OLAF OESTER- HELWEG (56) hat BWL in Bielefeld, Brüssel und Kiel studiert und wurde in Hamburg pro- moviert. Seit 1998 ist er bei der Has- pa, wo er 2020 Vorstand für Kun- dengeschäft, Per- sonal, Treasury und der Muttergesell- schaft HASPA Fi- nanzholding wur- de. Seit Ende 2023 ist er stellvertre- tender Vorstands- sprecher. Kurz darauf wurde der zweifache Vater Vizepräses der Handelskammer. WWW.HK24.DE 13 FACHKRÄFTE MANGEL

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