April/Mai2024
HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 58 MARC SCHMIDT Auch der IT fehlt es an Personal. Für Marc Schmidt ist es daher stets eine Herausforderung, Auszubildende zu finden. Aber die, die er einstellt, sollen möglichst viel bei ihm lernen. „Darum haben wir immer nur einen Azubi zur Zeit“, erzählt der Geschäftsführer der 1998 von ihm gegründeten InnovaSys GmbH. „Auf diese Weise können wir uns viel intensiver kümmern.“ Als Prüfer für Fachinformatiker für Systemintegration („Das sind die, die Sie anrufen, wenn Ihr PC nicht mehr richtig läuft“) weiß der 52-Jährige genau, worauf es bei Prüfungen ankommt – und kann seine Azubis entsprechend darauf vorbereiten. Zudem behält er als Prüfer stets den potenziellen Nachwuchs im Auge, und das bereits seit 2003. Für Schmidt ist es immer wieder spannend zu sehen, was die jungen Leute leisten, welche Projekte sie stemmen und wie sie sich wäh- rend der Ausbildung entwickeln. Allerdings fällt auch ihm auf, welches Gewicht die Jugendlichen inzwi- schen WhatsApp, Facebook und Instagram beimessen. Alles sei so schnelllebig und oberflächlich geworden. Sein IT-Wissen hat Marc Schmidt sich zugelegt, als er während seines Jurastudiums in diesem Bereich jobbte: „Damals gab es noch keine IT-Ausbildung, ich habe alles durch nächtelanges Ausprobieren gelernt.“ ← MAIA SHEKRILADZE Veränderungen scheut Maia Shekriladze nicht. Im Jahr 2001 etwa verließ sie ihre georgische Hei- mat, um in Deutschland einen Neustart zu wagen. Sie fasste Fuß in Heilbronn, arbeitete dort für ein deutschlandweit tätiges Gartencenter. Im Jahr 2019 zog es sie nach Hamburg: „Ich brauch- te wieder einmal eine Veränderung.“ Seither lebt die 46-Jährige in der Nähe von Blankenese und arbei- tet bei der Jungmann Systemtechnik GmbH & Co. KG. Seit 2020 prüft sie Wirtschaftsfachwirte und nimmt die Ausbildereignungsprüfung ab. Prüferin wurde Maia Shekriladze, die Englisch auf Lehramt und „Intercultural Studies“ studiert hat, um etwas über das hiesige Schulsystem zu erfahren und darüber, wie in Deutschland Berufsausbildung funk- tioniert. „Vor allem aber habe ich etwas Gutes tun und der Gesellschaft etwas zurückgeben wollen.“ Auch wenn ihr Prüferamt arbeitsintensiv ist: Für Dinge, die ihr wichtig sind, findet Shekriladze meist genügend Zeit. So liebt sie es, Sprachen zu lernen – nach Spanisch ist jetzt Italienisch an der Reihe. → ANDREAS DIMOPOULOS Nicht jeder ist dazu geeignet, Prüfungen abzunehmen, ist Andreas Dimopoulos überzeugt. „Wichtigste Voraus- setzungen sind soziale Kompetenz und Empathie“, sagt der Finanzexperte von der SIGNAL IDUNA Asset Management GmbH. Man müsse in der Lage sein, sich schnell auf unterschiedliche Situationen einzustellen. Er selbst war gerade einmal 29, als ihn die Handelskammer 1999 zum Prüfer für Bankfachwirte ernannte, und brachte „frischen Wind“ ins Kollegium. Nach einer Banklehre bildete sich der Sohn eines Grie- chen und einer Deutschen zum Bankbetriebswirt weiter, kam zur SIGNAL IDUNA, wo er seither für das Kapital- anlagengeschäft zuständig ist. „Ich möchte jungen Leu- ten ein besseres Verständnis für Wirtschaft vermitteln“, erzählt Dimopoulos. Inzwischen muss er zur Kenntnis nehmen, dass die Zahl der Bankfachwirte sukzessive ab- nimmt: „Früher hatte ich pro Jahr rund 30 Klausuren zu korrigieren, heute sind es etwa nur noch sechs.“ Der 53-Jährige bedauert diese Entwicklung und hofft, dass sich der Abwärtstrend irgendwann wieder erholt.
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