April/Mai2024
Seit 2004 würdigt der „Tag des Mittelstands“ (hier mit Handelskammer- Abteilungsleiter Axel Hoops) die Bedeutung der KMU in Hamburg. Robert Leitl, Geschäftsführer der Meisterwerk Gesundheit GmbH, unterstützt als VEEK-Berater Unternehmen zu Nachfolgefragen. Der jährliche „Tag des Mittelstands“, der dieses Jahr am 13. Juni in der Kammer statt- findet, ist dem Thema „Unterneh- mensnachfolge ak- tiv gestalten“ ge- widmet. Beteiligt sind Handels- und Handwerkskam- mer („Externe Nachfolge“), das Mittelstand-Digi- tal Zentrum Ham- burg („Nachfolge durch Erben“) und der Verband Freier Berufe („Finan- zierung“). Das Pro- gramm erscheint demnächst auf der Internetseite www.tag-des- mittelstands.de CLEMENS GERLACH ckelmann bestätigt: „Wer das eigene Unternehmen durch viele Krisen getragen hat, spürt eine große Ver- antwortung, auch der Belegschaft gegenüber, die ja eineneue Führung bekommen soll.“ Handelskammer-Projekt- leiter Saka hat schon häufig er- lebt, dass eine allzu große Iden- tifikation mit dem eigenen Un- ternehmen in Übernahmever- handlungen hinderlich sein kann. „Die Preisfindung ist ein kritischer Punkt. Viele Fir- meninhaber tendieren dazu, bei ihren Preisvorstellungen den emotionalen Wert ihres Unternehmens einzurechnen und die vorhandene Substanz beziehungsweise den Investiti- onsbedarf falsch einzuschät- zen“, sagt Saka. Erfahrene Beraterinnen und Berater sprechen von einer „Herzblutrendite“. Doch wer seinen Betrieb übergeben will, muss wissen, dass Nachfolger kühl kalkulieren. Umsatz und Rendite sollen überzeugen, schließlich geht es für den Über- nehmenden um die Finanzierbarkeit des Vorhabens. „In der Regel verfügen Privatpersonen nicht über das Eigenkapital, um die notwendigen Firmenanteile käuflich zu erwerben. Die möglichen Bankfinanzie- rungen betragen üblicherweise 50 bis 70 Prozent des Kaufpreises“, erklärt Saka. Wenn zwei sich grundsätzlich einig sind und ei- nander vertrauen, scheitern Übernahmen aller- dings meist nicht am Geld. Und wichtig ist auf jeden Fall, den Übergangsprozess zu planen. UMCO-Ge- schäftsführerin Biehl fand es vorteilhaft, dass sie das Unternehmen schon vor ihrem Einstieg als Ge- sellschafterin kannte. Auch bei externen Lösungen hilft es oft, wenn die bisher Verantwortlichen noch im Unternehmen bleiben, um den Übergang mitzu- gestalten. „Für dieMitarbeiter wird es zumeist leich- ter, wenn noch eine gewisse Zeit lang ein ihnen ver- trautes Gesicht dabei ist“, sagt VEEK-Berater Leitl. So lassen sich auch bestehende Kundenkontakte pflegen. Eine mit Externen vollzogene Lösung kann als Bruch empfunden werden. „Besonders relevant ist dabei, frühzeitig für die Unternehmensübergabe zu sensi- bilisieren, weshalb wir mit unse- ren Expertinnen und Experten Wissen rund um einen erfolgrei- chen Übergabeprozess vermit- teln“, sagt Handelskammer-Abtei- lungsleiter Hoops. „Hierbei gilt es nicht nur, für das Gründen und die Selbstständigkeit als solches zu werben, sondern auch die Un- ternehmensnachfolge als Option und Alternative für die unterneh- merische Selbstständigkeit zu be- trachten. Nur so schaffen wir es, das ‚Mismatch‘ zwischen Unter- nehmensabgebenden und mögli- chen Übernahmekandidaten zu- künftig zu lösen.“ Commerzbank-Manager Mö- ckelmann unterstreicht diese Aussage. „Früher sollte eine eigene Firma oder ein Start-up gegründet wer- den, aber ich kann auch eine funktionierende Firma übernehmen, dann entwickle ich diese weiter. Über- nahmen sind oft Gründungen mit kalkulierbaren Ri- siken, da man auf bestehende Geschäftsmodelle, Pro- dukte, Lieferanten und Abnehmer aufsetzen kann.“ Für die Mitarbeiter wird es meist leichter, wenn noch eine Zeit lang ein vertrautes Gesicht dabei ist. ROBERT LEITL HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 38 FOTOS: STEFAN BUNGERT, MEISTERWERK GESUNDHEIT GMBH UNTERNEHMENS NACHFOLGE
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