April/Mai2024

weltweit, die in Notfallsituationen nicht schnell ge- nug erreicht und gut versorgt werden. Viele Geräte der Notfallmedizin vertreiben Sie auch seit Jahren nach Russland und in die Ukrai- ne. Wie hat der Krieg die Situation verändert, die Geschäftsbeziehung mit beiden Ländern? Wir haben uns schon 2013/14 bei der Annexion der Krim Gedanken gemacht. Unser Büro in Sankt Pe- tersburg haben wir dann 2019 liquidiert und ge- schlossen, also sozusagenmit einer gewissen Vorah- nung. Einer unserer Partner in der Ukraine ist eine große Firma, die für uns Software entwickelt hat. Wir haben allen angeboten, hier in Hamburg unter- zukommen, haben also vielen Familien Schutz ge- boten. Wir haben auch dazu beigetragen, Hilfsgüter in die Ukraine zu schaffen. Letztendlich haben wir uns dann dazu entschlos- sen, eineneigenenSoftwareentwicklungsstandortmit heute acht Mitarbeitern in Lwiw (Lemberg) aufzuma- chen. Wobei der Wiederaufbau dort noch gar nicht so richtig angefangen hat. Das kommt noch. Wir sind aber auch der Auffassung, dass wir den Zivilgesell- schaften und den Menschen weltweit helfen müssen. Im Rahmen der Sanktionen liefern wir weiter welt- weit, auch nach Russland. Wir wollenMenschenleben retten, und da, wo wir das können, tun wir das auch. Genauso habenwir natürlich auch der Ukrainemassiv geholfen, und tun das weiter. Wir sind zudemTeil der Initiative „#WeAreAllUkrainians“. Wir sind eng ver- bunden mit den Hilfsorganisationen und haben zu- sammen ganze Rettungsfahrzeuge samt Ausstattung gespendet, um dort vor Ort zu helfen. Und das wird sicherlich auch noch weitergehen. Aber unser Ver- triebspartner vor Ort muss auch Geld verdienen, also an diesem Wiederaufbaugeschäft partizipieren, um seineMitarbeiter bezahlen zu können. Sie sprechen den Städtepakt zwischen Hamburg und Kyiv für Solidarität und Zukunft an. Dass Sie den Standort in Lwiw im laufenden Krieg aufge- macht haben, ist natürlich auch ein starkes Zei- chen, dass Sie an den Standort glauben. Wir glauben ganz fest daran. Und um das Thema Fachkräftemangel anzusprechen: Wir brauchen Softwareentwickler. In Lwiw gibt es eine gute Uni- versität und hochkarätige Mitarbeiter, was wir vor- her schon jahrelang im Rahmen eines Dienstleis- tungsvertrages genutzt haben. Da haben wir uns gesagt: Warum machen wir das nicht selber? Also haben wir dort einen eigenen Standort gegründet. In den nächsten Jahren wird das weiter anwachsen. Zum Thema Fachkräfte: Die fehlen überall. Wie sieht das in IhremUnternehmen aus? Haben Sie, kriegen Sie die Leute, die Sie brauchen? Wie machen Sie das konkret? Bürokratie kann gut sein, darf nicht überbordend sein. Es gilt, diese Balance wieder zu finden. Und da sind wir im Moment auf dem falschen Weg. 26 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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