April/Mai 2023

3 Fragen zur Zukunftsmilliarde Um Innovationen gezielter fördern zu können, fordert die Handelskammer eine „Zukunftsmilliarde“ für Hamburg und die Einrichtung von „Sonderinnovationszonen“. Innovationsexpertin Kathrin Haug erläutert, was es damit auf sich hat. Kathrin Haug ist unter anderem Investorin für Start-ups und neue Geschäftsmodelle. KATHRIN HAUG, Vorsitzende des Handelskammer- Ausschusses für Innovation und Forschung, ist In- vestorin für Start- ups und neue Geschäftsmodelle und berät Führungskräfte zu Transformations- und Change-­ Themen. Zudem ist die Expertin für Transformations- und Innovations- prozesse Vorsit- zende der ReAct- Initiative, einem Zusammenschluss von Führungs- kräften aus Wirt- schaft, Wissen- schaft und Politik, die sich etwa mit der Wettbewerbs­ fähigkeit von Deutschland und Europa befassen. In voller Länge können Sie das Interview hier le- sen: www.hw- mag. de/kathrinhaug Das Standpunkte- papier „Zukunfts- technologien für Hamburg“ finden Sie unter www. hk24.de/ zukunftstechno logien Es ist interessant, welche großen Veränderungen sich rund um das Thema „Nahrungs­ mittel“ entwickeln. Hier entsteht ein Ökosystem aus unterschied­ lichen alten und neuen Indus­ trien, das sich sehr von den Pro­ duktions- und Arbeitsmethoden der Vergangenheit unterschei­ det. Außerdemhat es ein riesiges Potenzial, da zur Erreichung der Klimaziele die Umstellung der Lebensmittelproduktion und -logistik unabdingbar sein wird: Etwa 15 bis 20 Prozent der welt­ weiten CO2-Emissionen gehen auf Nahrungsmittel zurück. Wir betrachten das Technologiepapier als An­ fangspunkt und sehen die nächsten Schritte in einer detaillierten Analyse der oder auch weiterer The­ men. Darauf aufbauend, könnenWirtschaft und Poli­ tik eine zügige Entscheidung treffen. Wie könnte Hamburgs Wirtschaft künftig von den Erkenntnissen aus den Sonderinnovations- zonen profitieren? Durch die Einrichtung einer Förderzonemit attrakti­ ven Entwicklungsbedingungen entsteht ein Öko­ system von Wissenschaftler:innen, Tech-Expert:in­ nen, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Unterneh­ men und Fachkräften. Die Spezialisierung und somit die Chancen von relevanten Entwicklungen zieht Ka­ pital von institutionellen und privaten Investoren an und sorgt für internationale Sichtbarkeit. Es hat sich gezeigt, dass die Übertragungseffekte durch verfügbare Fachkräfte, technologische Exper­ tise, innovative Methoden, neue Formen der Zusam­ menarbeit zwischen Wissenschaft, Politik und Wirt­ schaft auf alle Branchen und Sektoren der Stadt posi­ tiv wirken. Zusätzlich entsteht ein „Reallabor“, in dem getestet wird, wie die Absenkung von bürokrati­ schen Anforderungen und die Schwerpunktförde­ rung wirken und welche positiven Ergebnisse daraus zu realisieren sind. Frau Haug, die Handelskam- mer fordert in ihrem Stand- punktepapier „Zukunftstech- nologien für Hamburg“ nicht nur eine „Zukunftsmilliarde“ für die Förderung neuer Tech- nologien, sondern auch die Einrichtung von „Sonder­ innovationszonen“. Was ist darunter zu verstehen? Kathrin Haug: Für Regionen und Städte besteht eine große Chance darin, in einem Techno­ logie- und Anwendungsbereich einen Schwerpunkt zu setzen. Um Leuchttürme dieser Art ent­ steht ein Ökosystem, das durch sogenannte „Spill- over-Effekte“ („Übertragungseffekte“) für alle Wirt­ schaftsbereiche der Stadt positive Auswirkungenhat. Um jedoch in einem technologiebasierten Feld international führend zu werden, sind Geschwindig­ keit, Finanzierung und vielfache Vernetzungs- und Umsetzungsformate die Voraussetzung. In einer Son­ derinnovationszone sollen fördernde Rahmenbedin­ gungen geschaffen und Hindernisse so weit wie mög­ lich reduziert werden, um einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Regionen herzustellen. Alles im Rahmen des Bundes- und EU-Wettbewerbsrechtes. In welchem Bereich könnte man solche Sonder- innovationszonen in Hamburg einsetzen? Für die Erarbeitung unseres Standpunktepapiers ha­ ben wir einen sehr substanziellen Ansatz gewählt. Neben einer breiten Trendstudie wurden zahlreiche Expert:innen aus Wissenschaft und Wirtschaft nach Schwerpunktthemen in Hamburg befragt, die so­ wohl ein großes Zukunftspotenzial haben als auch auf bestehenden Stärken aufsetzen. Die Ergebnisse wurden dann in Workshops mit diversen Fachleuten validiert. Als Ergebnis dieses Prozesses sehen wir große Chancen in den Bereichen „autonome Trans­ portsysteme“ und „Datennutzung zur Gesundheits­ vorsorge“, aber auch bei Themen wie „Sustainable Food“, „neueMaterialen“ oder „nachhaltige Logistik“. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 12 INNOVATIONS FÖRDERUNG FOTO: VOLKER STREY

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