April / Mai 2020

CORONA AUSWIRKUNGEN sie müssen sich unter anderem an die Agentur für Arbeit wenden. Alle gehören weiterhin zum Team, aber wir wissen nicht, wannwir sie wieder bezahlen können. Wir rechnen damit, dass wir womöglich erst ab August oder September wieder veranstalten dürfen. Die Frage ist allerdings, ob die Gäste dann wirklichwiederkommen oder zögerlich bleiben. 2019 haben wir mit dem Club das erste Mal überhaupt Gewinn gemacht – 50000 Euro. Dem gegenüber stehen die Einlagen der Gesellschafter. Wir können keine großen Rücklagen bilden, pro Monat haben wir 40000 Euro Ausgaben. Zahlreiche Musikbühnen in Hamburg stehen durch Corona vor der Insolvenz. ImMärz hattenwir bereits Probleme, die Löhne zu zahlen. Wir hoffen auf Zuwendungen der Kultur­ behörde und auf Spenden aus der Aktion „Save Our Sounds“ des Clubkombinats Hamburg. Einen Prozentsatz dieser Erlöse wollen wir einem sozialen Zweck spenden, um zu zeigen: Wir denken nicht nur an uns. Katrin Hellwege, Goldschmiedin Als Goldschmiedin habe ich keinen klassischen Publikumsverkehr. Die Kunden klingeln an der Tür meines Geschäftes, oft haben sie einen Termin. Da fällt das Einhalten der Hygieneregeln leicht. Deshalb war ich zu Beginn der Krise im Zwiespalt: Hand- werksbetriebe durften weiterarbeiten, Läden muss- ten schließen. Ich habe jeden Tag die Schilder im Schaufenster ausgetauscht, um über die aktuellen Vorgaben zu informieren, bis ich schließlich ganz geschlossen habe. Die Einkaufsstraßen sind ja ohnehin leer. Momentan arbeite ich an Aufträgen, die ich noch vor Corona akquiriert hatte. Bei meinen Liefe- ranten, die alle in Deutschland sitzen, gibt es bislang keine Engpässe. Zudem ist als Selbstständige ja immer etwas zu tun – vomEntwurf bis hin zur Buch- haltung. Und ichbietemeinenService außerhalbdes Geschäftes an. Ich habe immer schon auch am Tele- fon, per E-Mail und mit Fotos beraten. Das bin ich gewöhnt. Die Frage ist nur:Wer denkt imMoment an Schmuck?WennNachrichten schlecht sind, sind die Menschen zurückhaltender im Konsum. Wie lange ich durchhalte, hängt unter anderem von der Kulanz meines Vermieters ab. Mit meinen zwei Mitarbeitern versuche ich, flexible Lösungen zu entwickeln, etwa die Schließzeit mit Urlaub zu kompensieren. Ichweißnicht, obundunter welchen Rettungsschirm von Land oder Bund ich falle. Ganz klar: Wenn mein Geschäft geschlossen ist, mache ich voraussichtlich keinen Umsatz. Die besondere Atmosphäre meines Geschäftes sowie die Farbe und Wirkung eines Schmuckstückes sind letztlich nur in der Realität sinnlich erfahrbar. Ich habe eine solche Freude an meinem Beruf, dass ich alles daransetze, dass es weitergeht. Aber ich schaffe das nicht allein. Marc Müller, Gästeführer Am 6. März kam die erste Absage aufgrund von Corona: eine Gruppe, die ich drei Tage lang durch Hamburg führen sollte – inklusive Barkassenfahrt, Museum, Essen, Stadtspaziergang, Rundfahrt und Besuch der Elbphilharmonie. Innerhalb von zwei Wochen hatte ich 18 Absagen. Das ist ein Verdienst- ausfall von 10000 Euro. Mein Business ist komplett zusammen­ gebrochen. Kurz bin ich in ein Loch gefallen, dann wurde ich aktiv: Der erste Schritt war, meine Stornierungen zu bearbeiten und zu protokollieren, wie viel Einkommenwegfällt. Ich habe erwirkt, dass ich keine Steuervorauszahlungen leisten muss. Und ich habe meine Krankenversicherung auf den Mindestbeitrag herabsetzen lassen. Zudemhabe ich den Tourismusverband und die Handelskammer kontaktiert, diemichmit Informationen versorgen. Ich gehöre zur Interessengemeinschaft St. Pauli: In dieser Gruppe von insgesamt 130 Geschäftsleuten herrscht reger Austausch, was nun zu tun ist. Die Panik ist spürbar, aber auch große Solidarität. Ich hoffe auf einen Zuschuss der Stadt. Und dann gibt es ja noch den Schutzschirm der Bundesregierung. Wir müssen gucken, was dabei herumkommt. Aus eigenen Mitteln könnte ich etwa zwei Monate den Kopf über Wasser halten. Ich plane einen YouTube-Kanal, um bekannt zu bleiben. Insgesamt bin ich skeptisch, wie schnell die Reise- welle nach der Krise wieder anläuft. Die Unterneh- men sind geschröpft, die werden nicht als Erstes eine Firmenreise ansetzen. Ich vermute, dass ich vorerst nicht mehr ausschließlich vom Tourismus werde leben können. Ich ziehe ins Kalkül, Trauer- und Trauredner zuwerden. Zunächst gilt aber: bloß kein blinder Aktionismus. Katrin Hellwege betreibt ihr 114 Quadratmeter großes Schmuck- geschäft samt Werkstatt in den Colonnaden seit 2008 Marc Müller bietet mit seinem Unternehmen „your guide in hamburg“ Füh- rungen durch die Hansestadt und ihre Viertel an Professionelle Büroeinrichtungen Deutsche Markenfabrikate von günstig bis exklusiv Habichthorst 44-46 • Tel. 57 14 70-0 • www.agentur78.de Möbel- Ausstellung Agentur78_abAug08 09.07.2008 10:23 Uhr Seite 1 AZ_Agentur78_185x30 mm_sw.indd 2 19.12.16 15:06 gentur_78_185x30mm_2019.ind 1 1 8 6 53

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