April 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 04 / 18  IM FOKUS 58 TOURISMUS Touristisch gesehen führt die Elbmeile noch ein Schattendasein. Zwei Hamburger Stadtführer erklären, welche Sehenswürdigkeiten sich dort versteckt haben und warum sich eine Erkundungstour auch für Unternehmen lohnt. S ie erstreckt sich vom Fischmarkt bis zumMuseumshafenÖvelgönne: die Elbmeile. Das sind 2,6 Kilometer, auf denen sich viel Bekanntes wie die Fischauktionshalle, der Hamburger Fisch- markt, das Cruise Center Altona, das Büro- gebäude Dockland oder das Stilwerk be­ finden. Aber auch einige so genannte „Hidden Places“, versteckte Orte, die nicht jeder kennt. Wie zum Beispiel die seit 1994 beste- hende FrauenFreiluftGalerie. „Im Stil der mexikanischen Murales, Wandbilder, zei- gen die Gemälde an Hauswänden und Treppenaufgängen, dass hier eben nicht nur Männer, sondern viele Frauen am Hafen gearbeitet haben und dass diese Ar- beit körperlich sehr anstrengend war. Die harten Arbeitsbedingungen kommen op- tisch gut rüber“, sagt Gästeführer Bernd Duckstein von stadterlebnis.hamburg. Seit 2015 leitet er Touren an der Großen Elb- straße, an der die meisten der Wandbilder hängen. Es folgt der Altonaer Holzhafen mit seinen beiden 1939 von Kampnagel gebau- ten Roll-Wipp-Dreh-Kränen. „Das sind zwei richtig schöne Stücke vomaltenHam- burg, die zur Sammlung des Hamburger Hafenmuseums gehören. Die müssten dringend restauriert werden, nur leider fehlt das Geld. Jetzt rosten sie vor sich hin“, sagt Stadtführer und Grafiker Wolfgang Scholz. Direkt gegenüber ist die Seemanns- mission Hamburg-Altona mit hauseigener Kirche und Hotel. Sie will vor allemSeeleu- ten ein persönliches Zuhause bieten. „Heute kommen die Seeleute ja kaumnoch von Bord, aber früher waren die Seeschiffe viel länger in Hamburg und die Seeleute haben die Zeit an Land genutzt, um auf anderen Schiffen anzuheuern und auch mal in die Kirche zu gehen“, sagt Duck- stein, und Scholz findet: „Es ist toll, hier mit Blick auf Hafen und Elbe aufzuwachen. Heute kann hier jeder übernachten, das Hotel ist nicht nur Seeleuten vorbehalten.“ Ebenfalls an der Großen Elbstraße empfängt seit 2006 der Live-Club „Hafen- bahnhof“ seineMusik liebendenGäste. Bis in die 1970er-Jahre diente das Haus als Bürogebäude für die Altonaer Hafenbahn. Dahinter liegt das alte Gleisbett, das nach 200 Metern zum 1876 fertiggestellten Schellfischtunnel führt. „Durch den Tun- nel sollte die frische Ware, vor allem See- fisch, so schnell wie möglich vomAltonaer Hafen, der damals ja noch nicht zu Ham- Petra Schreiber redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-396 ILLUSTRATION: TIM MÖLLER-KAYA 5 Gründe, die Elbmeile neu zu entdecken burg gehörte, zumAltonaer Bahnhof trans- portiert werden“, sagt Duckstein. Mit Glück öffnet der 961 Meter lange Tunnel seine Pforten am Tag des offenen Denk- mals vom 7. bis 9. September. Betreut werden die hier ansässigen Unternehmen, die sich in der Interessen- gemeinschaft (IG) Elbmeile zusammenge- schlossen haben, durch ihren Quartiers- manager, Götz Weisener. „Die Einrichtung einer IG in der Elbmeile war eine richtig gute Sache für die Unternehmen hier. Wir bündeln so unsere Interessen und bringen den Standort voran. Unser Partner dabei ist die Handelskammer Hamburg, die mit ihrem Stadtmarketingforum 2017 das Thema Tourismus aufgegriffen hat. Das uns darin bestätigt, dass wir mit dem Er- zählen einer authentischen Geschichte über unseren Standort auf dem richtigen Weg sind, Gäste zu uns zu locken, die nicht nur hier einen Happen essen oder einen Kaffee trinken, sondern imhier ansässigen Handel vielleicht auch noch den einen oder anderen Euro ausgeben.“

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