April 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 4 / 18  IM FOKUS 53 TOURISMUS T ouristische Infrastruktur ist Teil der allgemeinen Infrastruktur. Auch Hamburger nutzen touristische An- gebote, zum Beispiel wenn sie den Tier- park Hagenbeck besuchen oder im Res- taurant um die Ecke essen“, sagt Marcus Troeder, Leiter der Tourismus-Abteilung in der Handelskammer. In der HafenCity lässt sich das gerade gut beobachten. Christoph Hoffmann, Mitgründer und geschäftsführender Ge- sellschafter der 25hours Hotel Company GmbH, plant Projekte, die „dem Quartier und unseren Nachbarn einen Mehrwert bieten“. „Wir haben uns entschlossen, ab Som- mer den Anwohnern in der HafenCity nicht nur die gleichen Serviceleistungen wie den Hausgästen zu bieten, sondern extra auf sie abgestimmte“, sagt der „Hote- lier des Jahres 2017“. Dazu zählen in der Art eines Concierges etwa Wäsche- und Reinigungsservice oder Fahrradreparatur. Zudem soll es künftig Events geben, die die Anwohner, diemöglicherweise bislang miteinander in Anonymität leben, dichter zusammenbringen. „Der wirtschaftliche Gedanke steht für uns zunächst nicht im Vordergrund, sondern wir sehen es als un- sere Pflicht an, einen Beitrag zur Vermi- schung der Zielgruppen Gäste und An- wohner zu leisten“, sagt Hoffmann. „Wir möchten gern unser jeweiliges Umfeld bunter und lebendiger gestalten.“ Unweit des „25hours Hotels Hafen- City“ befindet sich eine der größten touris- tischen Attraktionen Hamburgs – das „Miniatur Wunderland“. Gut 1,4 Millio- nen Besucher bestaunten 2017 in der Spei- cherstadt die weltgrößte Modelleisen- bahnanlage, es war das 16. Rekordjahr in Folge. Trotz des riesigen Erfolges sind die Macher bodenständig geblieben. So gibt es immer wieder spezielle Aktionen, wie etwa freier Eintritt für Bedürftige. „Soziale Verantwortung zu übernehmen, ist für uns keine Mühe, sondern eine Verpflich- tung“, sagt Frederik Braun, der im Jahr 2000 mit seinem Zwillingsbruder Gerrit das „Miniatur Wunderland“ gründete und es bis heute betreibt: „Ich kann viel besser leben, wenn ich weiß, dass ich von mei- nemGlück etwas abgegeben habe.“ Frederik Braun kann durchaus verste- hen, wenn Hamburger das Tourismus- wachstum skeptisch betrachten. Er selbst liebe jedoch den Trubel der Stadt: „Ich war auch vor unserer Tätigkeit im Tourismus- bereich immer sehr stolz, wennMenschen nach Hamburg gekommen sind.“ Mitten- drin fühlt sich auch Patrick Rüther wohl. Der Gastronom ist schon lange dabei, er initiierte den „City Beach Club“ und grün- dete das Braugasthaus „Altes Mädchen“. Zusammen mit Starkoch Tim Mälzer be- treibt er im Schanzenviertel seit einigen Jahren das Restaurant „Bullerei“ und neu- erdings auch das Craft-Beer-Lokal „Über- Quell“ amFischmarkt. Rüther, der mit Geschäftspartner Axel Ohm die alten Riverkasematten aufgemö- belt hat, ist sich bewusst, auf welch sensib- lem Terrain er agiert. St. Pauli ist sozialer Brennpunkt und beliebtes Amüsierviertel. „Es geht heutzutage gar nicht mehr an- ders, als Projekte fair und vernünftig auf- zubauen“, sagt Rüther. „Wir wollen ein gu- ter Nachbar sein.“ Er setzt deshalb auf lokale und regionale Kooperationen. Viele Lieferanten und Produktionsbetriebe stammen aus dem Viertel, bei der Eröff- nung der „ÜberQuell“-Brauerei war der Pastor der St. Pauli Kirche vertreten. Ein Beispiel dafür, wie eng Anwohner und Ge- werbetreibende hier zusammenspielen. Das neueste Projekt ist ein Gemeinschafts- garten mit der benachbarten Ganztags- schule in der Friedrichstraße auf dem Dach des eigenen Lagergebäudes. „Im Laufe des Jahres geht es los“, sagt Rüther. „In der Schulküche kochen Lehrer und Schüler, das wollen wir unterstützen.“ Er plädiert dafür, auf nachhaltige Tou- rismuskonzepte zu setzen und aufzuzei- gen, dass Tourismus auch die Lebensqua- lität für alle Hamburger erhöhen hilft. Dies zahle sich langfristig aus, ist Rüther überzeugt. „Ein niveauvolles kulturelles und gastronomisches Angebot ist wichtig für alle, insbesondere aber für die jetzigen Generationen. Die jungen Leute wählen danach aus, in welcher Stadt sie leben und arbeiten wollen.“ Projekte fair und vernünftig aufbauen Clemens Gerlach redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-396 Unter www.hk24.de/tourismus finden Sie Aktuelles rund um die Themen Hotel- lerie, Gastronomie und zur Reisebranche. Bei weiteren Fragen steht Ihnen gerne Marcus Troeder ( marcus.troeder@hk24. de ; Telefon 36138-310 ) zur Verfügung. Sie haben noch Fragen?

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