April 2018

FOTOS: IGOR ZAREMBO (2), ULRICH PERREY Marktchancen nutzen Klein, aber oho: Kaliningrad steht bei deutschen Investitionen in Russland auf Platz 3. Die HW erklärt, warum sich auch für Hamburger Unternehmen ein genauer Blick lohnt. K aliningrad, das ehemalige Königs- berg, ist die westlichste Großstadt Russlands. Benannt nach dem ehe- maligen Sowjetpräsidenten Michail Iwa- nowitsch Kalinin, liegt die Stadt im gleich- namigen Verwaltungsgebiet (Oblast) Kaliningrad im ehemaligen nördlichen Teil Ostpreußens. Mit rund 990000 Ein- wohnern und einer Fläche vergleichbar mit der von Schleswig-Holstein gehört das Kaliningrader Gebiet, das auch als Bern- steinland bezeichnet wird, zu den kleins- ten Oblasten der Russischen Föderation. Dennoch steht es, was deutsche Investitio- nen in Russland betrifft, sogar an dritter Stelle. Das Gebiet grenzt an die Ostsee, an Polen und Litauen und ist eine russische Exklave ohne direkten Landzugang zu an- deren russischen Gebieten. Was die Infrastruktur betrifft, bietet Kaliningrad Standortvorteile durch eis- freie Häfen an der Ostsee, zwei Eisenbahn- systeme mit russischer und europäischer Spurbreite sowie zwei paneuropäische Transportkorridore. Im Kaliningrader Ge- biet sind rund 55000 Unternehmen ansäs- sig, davon rund 1800 ausländische und rund 1400 Unternehmen mit ausländi- scher Beteiligung. IT-Industrie, Lohnverar- beitung und Logistik gehören zu den er- folgreichsten Branchen. Der Tourismus entwickelt sich in Kaliningrad sehr schnell und bietet Chancen, die auch in der der- zeit nicht einfachen politischen Situation für deutsche Unternehmen interessant sein können. Seit 1994 unterhält die Handelskam- mer Hamburg eine eigene Vertretung in Kaliningrad, um Unternehmen aus Ham- burg beim Eintritt in den russischen Markt zu unterstützen. Dr. Stephan Stein leitet die Vertretung seit vielen Jahren. Er er- klärt, warum es für Unternehmen aus Deutschland attraktiv ist, sich gerade hier geschäftlich zu engagieren: Dies liege ers- tens an der geografischen Nähe zu Nord- deutschland und insbesondere zu Ham- burg, das nur 880 Kilometer oder neun Autostunden entfernt sei. Zweitens habe das gesamte Kalinin- grader Gebiet seit 1994 den Status einer Sonderwirtschaftszone, die übrigens die erste ihrer Art in Russland gewesen sei. Da- durch profitierten Firmen, die hier inves- tieren, von zahlreichen Vorteilen. Hierzu zählten Steuerbefreiungen und andere Vergünstigungen wie vereinfachte Verfah- ren bei der Visumsvergabe. Zudem seien die Energie- und Lohnkosten in diesem Gebiet besonders niedrig. Die Mindestin- vestitionssummen je nach Branche seien vor Kurzem gesenkt worden, sodass sie für Hamburg, Deutschland und die Welt MÄRKTE Firmen profitieren von Steuerbefrei- ungen und niedrigen Lohnkosten HAMBURGER WIRTSCHAFT 04 / 18  MÄRKTE 28

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