FEBRUAR/MÄRZ 2025

BIRGIT REUTHER Herausforderungen und Optimismus Bei der Windenergie sorgt Konkurrenz auch für Innovationen, bei der Solarenergie liegt der Fokus in Hamburg vor allem auf dem Photovoltaik-Ausbau. Die Leitmesse WindEnergy Hamburg versammelte vom 24. bis zum 27. Oktober 2024 über 43 000 Teilnehmende. Energielotsin Julia Marschall Laut „Strom-Re- port“ stammt 14,5 Prozent des Stroms in Deutschland aus den 4,75 Millionen PV-Anlagen. 2024 wurden knapp eine Million neu instal- liert. Eine Studie des EEHH-Clusters ergab, dass PV in Zukunft rund zwei Drittel des Hambur- ger Strombedarfs decken könnte. Un- ter den 20 größten Städten Deutsch- lands lag Hamburg im ersten Halbjahr 2024 bei PV jedoch auf dem 17. Platz. Das Potenzial von PV-Anlagen zeigt www.solarrechner- hamburg.de Dauerthema ist der schleppende Ausbau der Netze, die nötig sind, um im Norden produzierte Windenergie kontinuierlich einzuspeisen und ver­ lässlich in den Süden zu transportieren. „Die Pro­ bleme bei der Infrastruktur sind zweifellos eine Bremse für die Energiewende.“ Stutzinger zeigt sich jedoch zuversichtlich, dass Lösungen gefunden wer­ den können, da der Druck auf die Entscheidungsträ­ ger stetig wachse. Gerade im Offshore-Bereich seien Akteure aus China, die stark in Forschung und Ent­ wicklung investieren, ernst zu nehmende Konkur­ renten. „DieserWettbewerb wirkt jedoch auch als In­ novationsbooster für europäische Unternehmen.“ So entwickle etwa Siemens Gamesa in Hamburg hochmoderne Windkraftanlagen mit größerer Effi­ zienz, längerer Lebensdauer und niedrigeren Be­ triebskosten. Zudem biete die Digitalisierung mit­ hilfe von KI große Wettbewerbsvorteile, etwa durch effizientereWindparks undweniger Ausfallzeiten. Bei der Solarenergie steht das Thema Photovoltaik (PV) imFokus. NachdemHamburgischenKlimaschutz­ gesetz sind PV-Anlagen seit 2023 Pflicht bei Neubauten und seit 2024 bei Dachsanierungen. Der Erfolg soll bis Mitte 2026 evaluiert werden; die Umweltbehörde kon­ statiert allerdings schon jetzt einen „deutlichen An­ stieg“ des PV-Ausbaus inden Jahren 2023 und 2024. Für eine PV-Beratung sind die von der Umweltbe­ hörde geförderten „Hamburger Energielotsen“ oft die erste Anlaufstelle. „Momentan leisten wir viel Aufklä­ rungsarbeit“, sagt Energielotsin Julia Marschall. Einige der häufigsten Fragen: „Welche Betreiber­ modelle sind sinnvoll?“ und „Möchte ich den Stromselbst nutzen oder einspeisen?“. Die Einstiegsorientierung sei vor al­ lem für kleinere Firmen hilfreich, die sich kein eigenes Klimamanagement leisten können, so Marschall. Sie empfiehlt, die PV-Anlage nicht isoliert zu betrachten, sondern mit anderen Betriebsbereichen zu verbin­ den. Etwa einen Fuhrpark E-tauglich umzurüsten – für eine umfassende Energiewende. H amburg ist ein globaler Dreh- und Angel­ punkt für die Windenergiebranche“, erklärt Heiko M. Stutzinger, Chief Executive Officer der HamburgMesse und Congress GmbH, diemit der WindEnergy Hamburg alle zwei Jahre die globale Leitmesse für diesen Sektor ausrichtet. 2024 disku­ tierten dort mehr als 43 000 Teilnehmende aus rund 100Nationen Zustand und Zukunft derWindenergie. Neben der strategisch günstigen Lage punktet die Hansestadt vor allem mit Netzwerken wie dem Cluster Erneuerbare Energien Ham­ burg (EEHH) und dem Maritime Cluster Norddeutschland (MCN), die Unterneh­ men, Forschungseinrichtungen und öffent­ liche Akteure zusammenbringen. Doch die hier ansässigen Branchengrößen wie Sie­ mens Gamesa, Nordex und Vestas stehen auch vor Herausforderungen. „Zu den größten Hin­ dernissen zählen hohe Investitionskosten, langwie­ rige Genehmigungsverfahren, Fachkräftemangel, der schleppende Netzausbau und regulatorische Unsi­ cherheiten“, erklärt HeikoM. Stutzinger. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 44 FOTOS: ALEXANDER WÖCK/HAMBURG MESSE UND CONGRESS, TIM GERDTS ERNEUERBARE ENERGIEN

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