FEBRUAR/MÄRZ 2025
Strategien & Infos Mit der Nationalen Wasserstoffstrate- gie (2020), ihrer Fortschreibung (2023) und einer dazugehörigen Importstrategie (2024) hat die Bundesregierung die Rahmenbedin- gungen ihrer H₂- Politik definiert: www.t1p.de/ bmwk-h2 . W eitere Infos zu Wasser- stoff, darunter Links auf DIHK- Positionspapiere, finden Sie unter www.hk24.de/ wasserstoff Netz- werken Die Wasserstoff- Gesellschaft Hamburg setzt sich seit 30 Jahren für die Einführung von H₂ in die Energie- wirtschaft ein. Sie bietet eine Platt- form für den Aus- tausch zu allen wichtigen Themen in Bezug auf Wasserstoff und engagiert sich für eine Informations- vermittlung zu diesen Themen. www.h2hamburg. de FELIX SCHOEN Enormes Potenzial Grüner Wasserstoff soll maßgeblich zur Dekarbonisierung beitragen – und Hamburg will Vorreiter für Import, Produktion und Verteilung des wertvollen Gases werden. Seit Juni 2024 betreibt die HHLA eine Wasser- stofftankstelle im Hafen. Die Hürde hoher Stromkosten Bereits auf grünen Wasserstoff umgestiegen sind die Ölwerke Schindler GmbH, eine Tochter des Chemie- konzerns H&R. Seit 2017 betreibt die Spezialitätenraf- finerie einen Fünf-Megawatt-Elektrolyseur im Hafen. Hier erzeugt sie jährlich etwa 500TonnenWasserstoff, mit demsie Erdöl zumedizinischemWeißöl veredelt – und nutzt dabei Stromüberschüsse aus. Dies reicht je- doch nicht aus, um die „auch 2024 deutlich zu hohen Stromkosten in Deutschland“ zu kompensieren, er- klärt Detlev Wösten, Chief Sustainable Officer von H&R. Das per Elektrolyseur erzeugte grüne H₂ sei im- mer nochdeutlich teurer als „grauer“Wasserstoff. „Die Motivation von H&R, grünenWasserstoff ein- zusetzen, kann sich bislang leider nicht aus wirtschaft- lichen Erwägungen begründen, sondern muss als Auf- wand im Rahmen unseres Transformationskonzeptes verstandenwerden“, führt der CSO aus. H&Rwolle sein Produktportfolio „von der bisherigen fossilen DNA ent- koppeln“ und „synthetisierte, biobasierte und recycelte Grundstoffe anbieten“. Der Wert der Anlage liege „vor allem in ihrer Wirkung als Leuchtturmprojekt“ und in der Einsparung vonCO2-Emissionen. Für eine sichere, wirtschaftliche Versorgung mit grünem H₂ müssen also die Strompreise deutlich sin- ken und die H₂-Importe steigen. „Einige für die Erzeu- gung von Wind- und Solarstrom besonders geeignete Länder bauenbereits ihreKapazitätenmit Exportfokus aus“, sagt Michael Eggenschwiler, Vorstandsvorsitzen- der derWasserstoff-Gesellschaft Hamburg. „Diese Ent- wicklungen müssen aktiv mitgestaltet werden, um technologieoffen und innovationsfördernd ein wettbe- werbsfähiges Marktgefüge zu erreichen.“ Wie stark H₂ letzlich zur Energiewende beitragenwird, bleibt offen. W asserstoff (H2) gilt als Schlüssel zur Energie- wende: In Zukunft soll das Gas auch als Energiereserve und Basis für alternative Kraftstoffe dienen sowie Erdgas oder Kohle etwa in der Stahl- undKupferindustrie ersetzen. Hamburgwill da- bei eine Vorreiterrolle spielen – und könnte 2045 mit Produktion und Import von H₂ und seinen Derivaten bis zu 18 Prozent des deutschen Bedarfs abdecken, so eineneue Studie ( www.t1p.de/H2-fraunhofer ). Ab 2027 soll der 100-MW-Elektrolyseur, den die Hamburger Energiewerke und Luxcara aktuell in Moorburg bauen, jährlich 10 000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren; über das neue Netz HH- WIN (geplant: 40 Kilometer ab 2027, weitere 20 Kilo- meter bis 2031/32) gelangt es dann an Abnehmer. Und das Interesse ist groß: „Uns liegen zahlreiche Ab- sichtserklärungen vor, ein gutes Dutzend Unterneh- men aus der Metall-, Luftfahrt- und Chemieindustrie sowie aus der Hafenwirtschaft hat bereits Verträge geschlossen“, erklärt ein Sprecher der Hamburger Energienetze, die HH-WIN derzeit errichten. So hat etwa tesa bereits einen 25-MW-Anschluss für H₂ beauftragt. Damit will der Konzern Erdgas in der Klebeband-Produktion ersetzen und mittelfris- tig rund 6000 Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Auru- bis hat seinerseits im Sommer 2024 „H₂-ready“- Anodenöfen installiert, um Kupfer in Zukunft mit Wasserstoff statt Erdgas raffinieren zu können. Im Juli 2024 eröffnete die HHLA ein Testfeld für H2-betriebene Hafenlogistik samt zugehöriger Tank- stelle am Container Terminal Tollerort. Der Konzern ermittelt dort mit seinen Partnerunternehmen im „Clean Port & Logistics Cluster“, ob sich H₂ als Treib- stoff für Schwerlastfahrzeuge einsetzen lässt. 2027 soll dann auch das Ammoniak-Importterminal von Mabanaft an den Start gehen (siehe HW6/2024). WWW.HK24.DE 41 WASSER STOFF FOTOS: THIES RÄTZKE/HHLA
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz