FEBRUAR/MÄRZ 2025
UNDINE GERULLIS Mode ohne schlechtes Gewissen Kaufen, tragen, wegwerfen: Wie Hamburger Modehändler diesen Teufelskreislauf mit nachhaltigen Konzepten durchbrechen. Der Outdoor-Händler Globetrotter hat ein großes Secondhand-Angebot. Hosen, Shirts, Schuhe: Die Deut- schen kaufen jähr- lich rund 60 neue Kleidungsstücke, immer öfter auf asiatischen Fast- Fashion-Plattfor- men wie Shein und Temu. Rund eine Milliarde wa- ren es dort 2023 laut dem BTE Handelsverband Textil Schuhe Le- derwaren. Im sel- ben Jahr setzte der deutsche Tex- til-Einzelhandel rund 67,4 Milliar- den Euro um. Der Online-Handel erwirtschaftete 18,52 Milliarden Euro mit Mode in Deutschland. Laut Statista führte 2022 zalando.de den E-Commerce- Modemarkt an, gefolgt von otto. de, amazon.de. und aboutyou.de . Produkte so langewiemöglich imKreislauf zuhalten – etwa durchReparatur, Verleihund secondhand.“ Die Kunden entscheiden selbst, ob sie online oder in einem der 22 bundesweiten Stores ein neues oder ein gebrauchtes Produkt erwerben möchten. Immer mehr greifen zur Secondhand-Ware. „Im Jahr 2024 haben wir 40 000 gebrauchte Outdoor-Artikel ange- kauft und ebenso viele verkauft“, so die Sprecherin. Der Secondhand-Bereich sei „ein relevanter Umsatz- bringer“, der Umsatz habe sich hier in den vergange- nen zwei Jahren verdoppelt. Das bedeute aber nicht, dass weniger Neuware gekauft würde. „Wir sehen in dem Angebot eine sinnvolle Ergänzung zu unserem regulären Sortiment und können dadurch neue Kun- dengruppen erschließen“, so Ersch-Arnolds. Laut der Unternehmensberatung Pricewater- houseCoopers soll das Volumen des Secondhand- Marktes in Deutschland 2025 auf bis zu sechs Milliar- den Euro ansteigen. Ein riesiger Markt, an dem auch die Hamburger Otto Group mit ihrer ehemaligen Tochter About You partizipiert hat. Im Jahr 2023 ging das Modeunternehmen mit Momox Fashion, einem der führenden Re-Commerce-Unternehmen für Ge- brauchtmode imOnline-Handel, eine Kooperation ein und konnte auf einen Schlag sein Secondhand-Ange- bot vervierfachen – auf derzeit rund 850 000 Hosen, Shirts, Kleider und Pullis. Kürzlich wurde bekannt, dass der E-Commerce-Händler Zalando About You für mehr als eineMilliarde Euro übernimmt. Inzwischen startete OTTO eine nachhaltige „Cir- cular Collection“, für die nur wiederverwendbare Rohstoffe genutzt werden. „Jedes Kleidungsstück verfügt über einen digitalen Pass, der Infos zum Ma- terial, zur Produktion und zum Rückgabekanal ent- hält“, sagt OTTO-Sprecher Frank Surholt. 88 Prozent der OTTO-Kundschaft ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig, erklärt Surholt. Das bedeute am Ende aber nicht, dass sich die Kundinnen und Kunden dann auch tatsächlich für nachhaltige Mode entschieden. „Gekauft wird trotzdem leider oft nur nach demPreis.“ R und 92 Millionen Tonnen an Kleidung landen Jahr für Jahr auf dem Müll. Manches davon so- gar ungetragen. Und die Bekleidungsindustrie produziert immer weiter Fast Fashion auf Kosten der Umwelt: Die Branche verursacht bis zu zehn Prozent derweltweitenCO2-Emissionen, mehr als die internati- onale Luft- und Seeschifffahrt zusammen. Kreislauf- wirtschaft biete damit eine große Chance und großes wirtschaftliches Potenzial, erklärte Kammer-Hauptge- schäftsführer Dr. Malte Heyne. Wie es gelingen kann, dieses zu heben, wurde im Oktober bei der Kammer- veranstaltung „Mode imKreislauf denken“ diskutiert. Viel zu diesemThema zu sagenhat etwa derHam- burger Outdoor-Artikelhändler Globetrotter, dem Nachhaltigkeit schon immer amHerzen liegt. Und das nicht nur, „weil die Kunden als Outdoor-Fans in der Regel Naturliebhaber sind“, so Globetrotter-PR-Mana- gerin Miriam Ersch-Arnolds. „Als wir über unsere Kreislaufstrategie nachgedacht haben, war uns schnell bewusst, dass unser Fokus darauf liegenmuss, HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 40 FOTO: GLOBETROTTER KREISLAUF WIRTSCHAFT
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