FEBRUAR/MÄRZ 2025

spiel: Sie sind vorhin zu diesem Interview sehr pünktlich, sogar eine Minute zu früh, hier angekom- men – das passiert in Bulgarien tatsächlich eher sel- ten (lacht). Dafür ist man dort flexibler, um Abläufe im laufenden Prozess zu verbessern, während es aus meiner Erfahrung in Deutschland kulturell typisch ist, irgendwann auch mal den Deckel drauf zu ma- chen. Die Kombination beider Mentalitäten passt da- her sehr gut zusammen. Beides zukennenund sicher auch zu vereinen finde ich gut, und ich bin sehr froh, diese kompatiblen Arbeitskulturen an den Standor- ten immer wieder persönlich erleben zu dürfen. Sind Sie persönlich eher die Minute früher da? Als Mensch, aber auch mit meinem Hintergrund aus der Logistik, wo die Dinge in der richtigenQuali- tät zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein müssen, bin ich definitiv eher eine Minute zu früh als zu spät, aber auch nicht viel mehr als nötig. Pünktlich- keit hat aus meiner Sicht auch viel mit Respekt zu tun. Wartezeiten von mehreren Stunden, wie es ja in manchen anderen Kulturen passieren kann, wä- ren für mich nur schwer auszuhalten. Nachfrage: Was genau machen Sie auf Dienst- reisen in Bulgarien? In der Regel besuche ich auf Dienstreisen unsere in- ternationalen Standorte, um mit den Leitungsteams, Expertinnen und Experten ins Gespräch zu kommen, einen Eindruck von der aktuellen Situation zu bekom- men und bei Herausforderungen gemeinsam nach den besten Lösungen zu suchen. Und ich schaue mir natürlich an, wie wir bei unseren Zukunftsprojekten vorankommen, die das Kerngeschäft stärken oder den Klima- und Umweltschutz verbessern. Ein Beispiel: In den bulgarischen Standort investieren wir derzeit rund 400 Millionen Euro – neben den vorhin erwähn- ten Photovoltaik-Parks erweitern wir derzeit unsere Produktionskapazitätenmit demAusbau der Elektro- lyse – der letzte Prozessschritt, um 99,99 Prozent rei- nes Kupfer herzustellen. Damit werden wir unsere Jahresproduktion um 50 Prozent steigern können. Ein deutlicher Sprung für den Standort und ein wich- tiges Projekt, um die steigende Nachfrage nach Kup- fer, demMetall der Energiewende, zu erfüllen. Die Stimmung in Deutschland ist eher gedrückt, mancherorts ist von Deindustrialisierung die Rede. Sind Sie ähnlich trüber Stimmung? Ich neige nicht dazu, mich den Realitäten der Zahlen zu verschließen. Aber wenn wir auf Aurubis blicken, dann profitieren wir auch aktuell von unserem soli- den und diversifizierten Geschäftsmodell und der wachsenden Nachfrage nach unseren Metallen und Produkten. Entsprechend ist die Lage bei uns gut und wir stehen weiterhin zu den Wirtschaftsstand- ortenHamburg, Deutschland und Europa. Denn hier Bei der Energiewende brauchen wir unbedingt Planungssicherheit und eine langfristige Perspektive. 28 HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE

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