FEBRUAR/MÄRZ 2025
Unsere Industriewärme ist in erster Linie ein Bei- trag zur Dekarbonisierung von Hamburg. Seit 2018 liefern wir CO₂-freie Industriewärme an das Fern- wärmenetz in der Hansestadt. Mit dieser Heizperi- ode werden es bis zu 28 000 Haushalte sein, die so versorgt werden können – das spart übrigens bis zu 120 000 Tonnen CO₂ im Jahr ein. Ein besonders nachhaltiges Leuchtturmprojekt in Deutschland, denn die Wärme fällt in einem Nebenprozess der Kupferproduktion ohnehin an und wird nun mit dem Anschluss ans Fernwärmenetz effizient ge- nutzt. Um Ihren ökologischen Fußabdruck zu verbes- sern, setzen Sie ja auch auf einen stärkeren Ein- satz von Recyclingmaterialien. Das ist richtig. Der Anteil recycelten Kupfers in den von uns hergestellten Kupferkathoden, dem Stan- dardprodukt unserer Industrie, liegt im gruppen- weiten Durchschnitt aktuell bei rund 44 Prozent. Bis 2030 wollen wir dies noch erhöhen, bis dahin soll bis zu 50 Prozent des Input-Materials aus Recy- clingmaterial kommen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, indem wir wichtige Rohstoffe wiedergewinnen. Doch klar ist auch: Im Angesicht eines fortgesetzten Bevölke- rungswachstums, Megatrends wie der Energie- und Mobilitätswende, der Digitalisierung und vielen In- novationen ist der stetig wachsende Bedarf mit Kreislaufwirtschaft alleine definitiv nicht zu stem- men. Unser integriertes Hütten-Netzwerk sorgt aber für die bestmögliche Mischung aus Recycling- material und Primärrohstoffen aus Minen. Welche Rolle spielt der Aurubis-Standort, den Sie wahrscheinlich ambesten kennen: Bulgarien? Seit elf Jahren leite ich Aurubis Bulgaria, aktuell zu- sätzlich zu meiner Position als Vorstandsmitglied. Der Standort ist in erster Linie eine Primärhütte, die Kupferkonzentrate aus Minen verarbeitet, und ist von der Produktionsmenge etwas größer als Ham- burg. Die Hütte bringt zusätzlich zu den Konzentra- ten rund 50 000 Tonnen Recyclingmaterial in den Produktionsprozess ein. Der Standort bezieht grü- nen Strom aus eigenen großen Photovoltaik-Parks, die wir dank des ausreichenden Platzes und den vie- len Sonnenstunden dort installieren konnten und derzeit nochweiter ausbauen. Mit allen vier Anlagen werden wir in Bulgarien künftig etwa 15 Prozent des Strombedarfs des Stand- orts decken und sparen damit rund 25 000 Tonnen CO₂-Emissionen im Jahr ein. Wir untersuchen au- ßerdem gerade die Möglichkeiten von Windenergie sowie der weiteren Abwärmenutzung und haben zu- demeineWasserturbine imEinsatz. Ist Bulgarien diesbezüglich als vergleichsweise junger Industriestandort innovationsfreudiger als Deutschland? Ichwürde keinemunserer Standortemehr oder we- niger Innovationsfreude als anderen unterstellen. Wir schauen sehr genau, was zu jedem Standort, seinen Anforderungen und Gegebenheiten am bes- ten passt. Und wenn Sie sich den engen Platz an- schauen, den wir hier auf der Peute-Insel in Ham- burg haben, dann kommen Photovoltaik-Parks eben nicht in Frage. Vom Hamburger Winterwetter will ich gar nicht erst sprechen (lacht). An einem unse- rer belgischen Standorte produzieren wir zum Bei- spiel Strom mit Windkrafträdern – das bietet sich dort am besten an. Wenn sich die Innovationsfreude schon nicht vergleichen lässt: Kann man die Mentalitäten verschiedener Standorte vergleichen, etwa Ihre zwei Wohnorte Hamburg und Sofia? Es gibt kulturell-gesellschaftlich natürlich einige Un- terschiede zwischen Deutschland und Bulgarien, wo ich ja nun auch schon elf Jahre arbeite. Ein Bei- → 27 WWW.HK24.DE
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