FEBRUAR/MÄRZ 2025

TIM KURTH, geboren 1967 in Bremen, startete nach dem Stu- dium an der FH Friedberg 1990 bei Unilever als Direk- tor Export. Über Stationen beim Nahrungsmittel- hersteller Numico und dem belgi- schen Aurubis-Er- werb Cumerio 2014 gelangte er nach Bulgarien, wo er die Aurubis-De- pendance als Vice President über- nahm. Am 1. Sep- tember 2024 wur- de er als COO Cus- tom Smelting and Products in den Vorstand berufen. AURUBIS (in An- lehnung ans latei- nische „rubrum aurum“, rotes Gold) ist ein Multimetall- Unternehmen mit Schwerpunkt Kup- fer. Seine Ursprün- ge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, gegründet wurde es 1866 in Hamburg als Nord- deutsche Affinerie. Die AG beschäftigt weltweit knapp 7000 Menschen, die zuletzt gut 17 Milliarden Euro er- wirtschaftet haben. Das operative Er- gebnis vor Steuern (EBT) stieg im Ge- schäftsjahr 2023/ 2024 um 19 Pro- zent auf 413 Mil- lionen Euro. Aurubis unterstützt die Kampagne „Wir handeln fürs Klima“. Dazu Head of Decarboniza- tion Christian Hein: www.hk24.de/ aurubis-klima Tim Kurth, Chief Operations Officer der Aurubis AG, spricht mit der HW über Metalle in Krisenzeiten, vergleicht den Standort mit seiner zweiten Heimat Sofia und sagt, warum er lieber zu früh als zu spät kommt. Herr Kurth, neben dem Verkehrs- und Gebäude- sektor betrifft die Energiewende vor allem die Industrie. Wie ist Aurubis dort 2025 aufgestellt? TimKurth: Grundsätzlich gut. Wir arbeiten intensiv daran, unseren Energiemix weiter zu diversifizieren und fossile Träger abzulösen. Um unser großes Ziel zu erreichen, 2050 CO₂-neutral zu produzieren, ge- hen wir technologieoffen vor. Wasserstoff ist dabei sicherlich ein Teil der Lösung auf demWeg zu Netto- Null in unseren Produktionsprozessen. Ist angesichts aktueller Naturkatastrophen Ihr Ehrgeiz gewachsen, vor 2050 so weit zu sein? Eine CO₂-neutrale Produktion vor 2050 bleibt unser Ziel – auf demWeg dorthin habenwir uns Zwischen- ziele gesetzt, zum Beispiel, die CO₂-Emissionen, die wir entweder direkt oder durch die Nutzung von zu- gekaufter Energie verursachen, bis 2030 im Ver- gleich zum Basisjahr 2018 zu halbieren. Dieses Ziel haben wir von der international renommierten Science-Based-Targets-Initiative validieren lassen. Klima- und Umweltschutz sind essenzielle Bestand- teile unserer Unternehmensstrategie und fest in ihr verankert. Schon heute produziert Aurubis viele seiner Metalle mit weniger als halb so viel CO₂- Emissionen wie der globale Wettbewerb – und wir wollen stetig noch besser werden. Wo liegen denn noch Verbesserungs- und Be- schleunigungspotenziale? Potenziale für weitere Einsparungen gibt es, und wir sind auf einemgutenWeg, diese auchweiter zu heben. Um noch besser zu sein, brauchen wir nun entspre- chende Rahmenbedingungen der Politik, damit zum Beispiel in ausreichender Menge Wasserstoff zu wett- bewerbsfähigen Preisen verfügbar ist. Bis dahin war- ten wir natürlich nicht nur ab, sondern verbessern unsere Prozesse kontinuierlich und zielgerichtet. Da- bei gehen wir neue technologische Wege und testen etwa den Einsatz von Wasserstoff an verschiedenen Standorten und Aggregaten. Aber gerade beimThema Wasserstoff, das große technologische Anpassungen erfordert, funktioniert das norddeutsche Sprichwort „rin in de Kantüffel, rut ut de Kantüffel“ nicht. Um endgültig von Kohle und Gas wegzukommen, brau- chen wir bei der Energiewende unbedingt Planungs- sicherheit und eine langfristige Perspektive. Kann Aurubis als Einspeiser von Abwärme auch finanziell von der Energiewende profitieren? PERSÖNLICH TIM KURTH

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