Februar/März 2024

Nicola Byok empfing 2020 den Helga-Stödter- Preis für die Hochbahn. Vielfalt: Chance und Verpflichtung Wie wird Diversity in Hamburger Unternehmen umgesetzt und gelebt? Drei Diversitätsbeauftragte berichten über ihre Strategien und Erfahrungen. Die Eltern-Kind-Büros beim NDR erleichtern es, Familie und Beruf zu vereinbaren. first“, betont Schmutte. So gelang es, das Mindset der Verantwortlichen und die Zusammensetzung der Be- legschaft zu ändern – etwa durch offen gestaltete Stel- lenangebote, die Auswahl der Auszubildenden, die Einführung von Diversitäts- sowie Väter- und Mütter- Netzwerken, die Kooperation mit dem Familienser- vice Benefit@work, die Teilnahme an MINT-Messen, den Boys-und-Girls-Day und dem CSD, und nicht zu- letzt durch die Einführung einerWillkommenskultur. Schließlich mache der NDR „auch in Hamburg Pro- gramm für alle Menschen dieser Stadt, und da in Hamburg fast 40 Prozent Menschen mit Migrations- geschichte leben, ist es logisch, dass diese Menschen auchbei unswillkommen sind“, erklärt Schmutte. Ein bunter Strauß an Maßnahmen: Hochbahn Auch die Hamburger Hochbahn besitzt einen Gleich- stellungsplan – und erhielt 2020 den Helga-Stödter- Preis. Als erste Diversity-Managerin ist hier seit Okto- ber 2017 Dr. Nicola Byok aktiv, eine gelernte Juristin und Ägyptologin. „Bei der Hochbahn ist Diversity ein strategisches Thema, daher bin ich direkt beim Vor- standsvorsitzenden angehängt“, berichtet sie. Seit 2017 wurden zahlreiche Maßnahmen umge- setzt: Um Diskriminierungen vorzubeugen, schult Byok die Belegschaft zu Diversity und „Unconscious Bias“ (also unbewussten Vorurteilen und Stereoty- pen). „Das sind Prägungen, die wir in uns tragen. Im Tagesgeschäft mag man seinesgleichen, und Pin- guine stellen Pinguine ein. Das gilt es zu durchbre- chen“, erläutert sie. Dafür lohnt sich zudem ein Blick auf männliche und weibliche Kommunikation, auch im Hinblick auf die Zielgruppe der Fahrgäste: „Füh- len diese sich in ihrer Vielfalt angesprochen?“, fragt sich die Expertin, die zur Einführung geschlechter- sensibler Sprache bei der Hochbahn beitrug. Darüber hinaus initiierte sie ein Netzwerk für weibliche Führungskräfte. Neben einer Queer- Gruppe entstand imUnternehmen ein Väternetzwerk und ein Zusammenschluss der Kolleginnen aus der Technik. Auch die Gründung externer Netzwerke wie dem „Hamburger Diver- sity-Netzwerk für städtische Unterneh- men im Rahmen der Stadtwirtschafts- strategie“ geht auf ihre Initiative zurück. Eine besondere Herausforderung ist das Finden junger Fachkräfte: „Die Baby- boomer, die in Rente gehen, sind schwer zu ersetzen“, beobachtet Byok. In diesem Jahr soll ein strukturiertes Generationen- management eingerichtet werden. Für Mitarbeitende, die sichausAltersgründen diskriminiert fühlen, gibt es einen formel- len Beschwerdeprozess. Und die Förde- rung von Teilzeit- und anderen Arbeits- D ie Anerkennung, Wertschätzung und Einbe- ziehung von Vielfalt („Diversity“) ist in vielen Firmen längst Alltag. Das zeigen etwa die über 5000 Unternehmen und Institutionen, die sich bereits über die 2006 initiierte „Charta der Vielfalt“ (siehe Randspalte) darauf verpflichtet haben. Seit November 2008 ist auch der NDR dabei. Dort arbeitet Nicole Schmutte seit 2012 als Gleichstellungs- und Diversity-Beauftragte. Ihr Hauptauftrag: „Mixed Leadership“, also Frauen in leitende Positionen zu be- fördern. Das erreichte sie insbesondere mit Maßnah- men für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, be- triebsnahe Kitas wie „Antje“ sowie Eltern- Kind-Büros. Ein Erfolg: Der Anteil der Frauen in Top-Positionen erhöhte sich von 29,4 Prozent (2013) auf 38 Prozent im Jahr 2017, wofür der NDR 2018 mit dem Helga-Stödter-Preis ausgezeichnetwurde. Ende 2022 waren von 220 Führungskräf- ten 101 Frauen (46 Prozent), bis 2025 sol- lendie 50Prozent geknackt sein. „Die besondere Herausforderung be- stand darin, aus einer sehr homogenen Belegschaft Diversität zu kreieren, und das kannnicht von einemauf den anderen Tag gelingen. Es gilt, den Kulturwandel anzustoßen, und zudem gilt Qualifikation Die „Charta der Vielfalt“ wur- de Ende 2006 von Daimler, der Deutschen BP, der Deutschen Bank und der Telekom ins Leben gerufen. Heute haben sie über 5000 Fir- men und Institu- tionen unterzeich- ne t. www.charta- der-vielfalt.de Am 28. Mai 2024 startet zum 12. Mal der Deutsche Di- versity-Tag : Orga- nisationen, in de- nen Vielfalt gelebt wird, und das Di- versity-Netzwerk zeigen mit kre­ ativen Aktionen Flagge für Vielfalt. www.t1p.de/ Diversity-Tag HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 44 FOTOS: NDR/AR, ULRICH PERREY, MARTIN KIELMANN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjI2ODAz