Februar/März 2024

ten, aber auch hin zu anderen Arbeitsformen. Im „Weißen Riesen“ … …dem inzwischen abgerissenen 23-stöckigen Hochhaus in Bahrenfeld… … konnte man an der Ausstattung jedes Einzelbüros ablesen, welche Position der dort Arbeitende inne- hatte. Das erinnerte schon ein bisschen an „Strom- berg“. Das neue Gebäude hat mit diesem Klischee rein gar nichtsmehr zu tun. Es ist optisch und inhalt- lich alles, was wir mit modernem Arbeiten assoziie- ren: flexibel, agil, interaktiv, transparent, nachhaltig. UnserQuartier, wiewir es nennen, ist damit einSym- bol von großer Strahlkraft. Und es ist konkreter Ort einer Unternehmenskultur, die lebenslanges Lernen ermöglicht, Silodenken überwindet, Zusammenar- beit fördert sowie Kommunikation und Konzentra- tion gleichermaßen ermöglicht. Und die beste rein biologische Kantine hat, die ich kenne. Gäbe es Ihre Angebote – von zeitlicher Flexibili- tät über Gesundheits- und Altersvorsorge bis zur Bio-Kantine – auch ohne Fachkräftemangel? Das ist unser Anspruch als moderner Arbeitgeber. Wir wollen gut ausgebildete Mitarbeitende, die sich wandelnden Kundenbedürfnisse schnell und bes- ser als der Wettbewerb antizipieren. Dafür müssen sie exzellent ausgebildet und vorbereitet sein, aber auch motiviert, gesund und flexibel. Im Übrigen ist die Bio-Kantine ein Ergebnis eines sehr eindeutigen Votums unserer Mitarbeitenden, auf das wir flexi- bel und offen reagiert haben. Flexibel sind Sie auch im Sinne von Homeoffice? Bei uns heißt es „mobiles Arbeiten“, also außerhalb stationärer Quartiere, das ja nicht zu Hause erfol- gen muss. Dafür haben wir zehn Tage pro Monat verabredet, bei mindestens einemTag dieWoche im Office. Möglich sind auch bis zu 25 Tage jährlich im Ausland. Weil Austausch als Innovationsfaktor wich- tig ist, glauben wir an eine gute Kombination aus Präsenz und Mobilität. Ist dieses Verhältnis von Präsenz und Mobilität wissenschaftlich begründet oder einfach Ihre Unternehmensphilosophie? Wir sind sechs Wochen vor Corona in dieses Gebäu- de gezogen. Aufgrund von mobilem Arbeiten und Desk Sharing hatten wir in dem Zuge auch eine neue, mobile Technologie eingeführt. Das war na- türlich optimal mit Blick auf die Lockdowns. Mit Blick auf den Zeitpunkt und angesichts unserer gro- ßen Vorfreude auf ein neues Arbeitsumfeld war der erste Lockdown 2020 allerdings ein Desaster. Inso- fern haben wir mit der Rückkehr oder eher dem SILKE GRIMM arbeitet seit 1994 bei Allianz Trade, davon 23 Jahre in leitender Position. Zunächst war sie Chief Risk und Compliance Of- ficer, 2011 wurde sie dann Finanz­ vorständin und Anfang 2022 Personalchefin im deutschsprachigen Bereich. Daneben hält die 55-jährige Betriebswirtin und Diplomkauffrau mehrere Mandate, etwa im Bundes- bank-Beirat oder bei der Initiative Finanzplatz Hamburg e. V. ALLIANZ TRADE ist weltweiter Marktführer im Kreditversiche- rungsgeschäft und Spezialist für Bürgschaften und Garantien, Inkasso sowie Schutz ge- gen Betrug oder politische Risiken. Bis zum umfassen- den Marken-Re- branding imMärz 2022 hieß das Unternehmen Euler Hermes. Es ging 2002 aus einer Fusion des fran- zösischen Kredit- versicherers Euler mit dem deutschen Konkurrenten Hermes Kreditver- sicherung hervor. Dieser hatte bereits eine 54-jährige Geschichte am Standort Hamburg. zweiten Einzug ins Quartier aus Herz und Bauch, Menschenverstand und Überzeugung eine Balance gefunden, die nicht wissenschaftlich begründet ist, aber für uns hier sehr gut passt. Ich selber arbeite in der Regel einen Tag die Woche zu Hause, bin aber wirklich gerne hier vor Ort. Sie haben hier 1994 angefangen – eine Ewigkeit, die bei Allianz Trade normal ist: Die Verweildauer beträgt im Schnitt 20 Jahre. Warum haben Sie sich damals bei Euler Hermes beworben? Um ehrlich zu sein, das Versicherungsgewerbe hat mich damals noch nicht so angesprochen. Die Men- schen und das Unternehmen, dessen duales Ausbil- dungsangebot und die Art der Rekrutierung hinge- gen schon. Mehr als zwei Drittel Ihrer Zeit imUnternehmen hatten Sie Führungspositionen inne. Wird heute grundlegend anders geführt als früher? Selbstverständlich. Wandel hat eine völlig neue Ge- schwindigkeit bekommen und wird viel mehr als Normalzustand wahrgenommen. Ich glaube auch, dass wir uns als Marktführer unserer Rolle als Vor- reiter bewusster sind und daher nicht erst auf Feed- back von außen warten, sondern neue Anforderun- gen bereits antizipieren und reflektieren. Kann Marktführerschaft angesichts der Größe des Apparats Nachwuchskräfte abschrecken? Das glaube ich nicht. Wir sind zwar Teil eines gro- ßen Konzerns, agieren in unserer Nische aber wie ein breit aufgestellter, hochprofitabler, sehr agiler Mittelständler. Das wirkt – so zumindest unser → 27 WWW.HK24.DE

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