Februar/März 2024

Ist es sinnvoll, in Hamburger Unternehmen Englisch als Firmensprache einzuführen? Es kann enorme Vorteile bieten Michael Zillmer (40), Co-Founder und COO InnoGames GmbH Sicher nicht in jedem Unternehmen. Ich denke aber, es könnten mehr Betriebe von einem solchen Schritt profitieren. Sobald man Mitarbeitende beschäftigt, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, ist es Zeit, eine Firmensprache festzulegen. Das schafft Klarheit. InnoGames hat im Jahr 2013 sanft von Deutsch auf Englisch umgestellt. Wir hatten Fachkräfte aus dem Ausland rekrutiert, die möglichst schnell bei uns ankommen, sich einarbeiten und wohlfühlen sollten. Es gab aber auch weitere Faktoren, die uns eine Umstellung nahelegten: Die USA waren unser wichtigster Markt und Englisch ohnehin die wich- tigste Branchensprache. Wird bei uns immer und ausschließlich Englisch gesprochen? Keineswegs. Wenn zwei deutsche Mut- tersprachler in einem 1:1 Slack Chat Englisch spre- chen, ist der Mehrwert gering. Der muss aber gege- ben sein, ebenso wie sinnvolle Regeln. So werden bei uns zum Beispiel alle Dokumentationen auf Englisch erstellt, und wenn jemand anwesend ist, der kein Deutsch spricht, wird Rücksicht genommen. Mit der Umstellung haben wir signalisiert, dass wir global denken und handeln. Wir konnten uns vom Wettbewerb abheben, unsere Attraktivität für ausländische Talente steigern, Übersetzer und Über- setzungen sparen und schneller werden. Die gemein- same Sprache ermöglichte, dass in unserer aus vielen Nationen stammenden Belegschaft ein echtes „Wir“- Gefühl entstehen konnte. KeinWunder also, dass wir unsere Entscheidung bis heute nicht bereuen. Meine Empfehlung: Wer international tätig ist und/oder eine sehr internationale Belegschaft hat, sollte den Jahresbeginn nutzen, um (noch) einmal Englisch als Firmensprache ernsthaft in Betracht zu ziehen. Eine sinnvolle und gelungene Umstellung kann enorme Vorteile bieten. Für uns besteht derzeit kein Grund Axel Köster (60), Geschäftsführer AHG Wachsmuth & Krogmann mbH Wir sind zwar ein international agierendes Handels- unternehmen, haben uns aber dennoch gegen Eng- lisch als Unternehmenssprache entschieden. Unsere Officesprache ist und bleibt, zumindest vorerst, Deutsch. Trotz zunehmender Internationalisierung erfolgt bei uns auch die Kommunikation mit den Kunden nach wie vor auf Deutsch. Bei der Kommuni- kationmit unseren Lieferanten und Dienstleistern in Asien und Übersee, die in der Regel schriftlich statt- findet, sieht es anders aus, da ist Englisch unerläss- lich. Daher versteht es sich von selbst, dass all unsere Mitarbeitenden einMindestmaß an Englisch beherr- schenmüssen – inWort und in Schrift. Um das zu gewährleisten, ist Sprachunterricht bei Wachsmuth & Krogmann ein Thema, das wir stets gern unterstützen. Vor etwa zehn Jahren hatten wir zum Beispiel stundenweise eine Amerikanerin engagiert, die Englisch auf unterschiedlichen Leis- tungsniveaus in Kleinstgruppen unterrichtete. Seit einiger Zeit suchen die Kolleginnen und Kollegen allerdings eher nach Individuallösungen, die wir aber ebenfalls unterstützen, und nutzen inzwischen auch oft digitale Lernmethoden. Auch wenn in unserer Belegschaft unterschied- lichste Nationalitäten zu Hause sind, so verbindet doch alle die deutsche Sprache miteinander. Somit stellt sich für uns auch nicht die Frage, die Unterneh- menssprache auf Englisch umzustellen. Sollten wir künftig allerdings mehr Menschen beschäftigen, die des Deutschen nicht ausreichend mächtig sind, wür- den wir unsere Einstellung selbstverständlich über- denken, dann wäre Englisch in jedem Fall eine Op- tion. Derzeit sehe ich allerdings nicht, dass die Un- ternehmenssprache bei Wachsmuth & Krogmann in naher Zukunft Englisch werden könnte. Aus unserer Sicht besteht dazu kein Grund. Außer Englisch können auch an- dere Fremdspra- chen geschäft- liche Türen öffnen. Spanisch etwa wird nicht nur in Spanien gespro- chen, sondern auch in Mittelame- rika und fast allen Ländern Südame- rikas. Französisch ist dann hilfreich, wenn Frankreich oder französische Überseegebiete zum Handelspart- ner werden. Portu- giesisch ist die Muttersprache von rund 240 Mil- lionen Menschen und alleinige Amtssprache un- ter anderem in Portugal, Brasilien und Angola. Ara- bisch wird von etwa 313 Millionen Menschen als Muttersprache und von rund 424 Millionen als Zweitsprache ge- sprochen. Es kann Geschäftsbezie- hungen in den Na- hen Osten erleich- tern und ist eine der sechs Amts- sprachen der Ver- einten Nationen. Chinesisch ist gefragt, wenn es um Handelsbezie- hungen mit asia- tischen Ländern geht. HAMBURGER-WIRTSCHAFT.DE 20 FOTOS: THIES RÄTZKE/ INNOGAMES, MIKE SCHAEFER PRO & KONTRA

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