Februar 2019

HAMBURGER WIRTSCHAFT 60 MENSCH LICH FOTO: THIES RÄTZKE/PROTONET Meine größte Heraus- forderung Der Start-up-Superstar Protonet war 2016 insol- vent. Gründer Ali Jelveh erklärt, was falsch lief und was er jetzt anders macht. M eine damalige Idee finde ich bis heute genial. Ich wusste, alle wollen ihre Daten mit ande- ren teilen, stehen aber „Datenkraken“ skep- tisch gegenüber. Deshalb entwickelten wir einen Server, der eine Private Cloud generiert: ein kleines Gerät, gut designt und kinderleicht zu bedienen. 2012 war Protonet geboren. Das Konzept: Wir verkaufen unsere Private Cloud Server, der Kunde zahlt einmalig 2000 bis 5000 Euro – und besitzt prompt seine eigene, sichere Cloud samt Software-Updates und Support. Klar, das ist schon ein Investment. Aber für jeden weiteren Benutzer müssen wir meist Speicher und Software- Updates bezahlen. Ich wollte unsere Kunden unabhängig machen, am liebsten auch von uns. Einer meiner vielen Fehl- schritte. Damals hatten wir nicht wirklich bedacht, was passiert, wenn die Firma stetigwächst. Bei unse- rem Modell musste der Serververkauf die monatli- chen Kosten übersteigen. Wenn irgendwann eine bestimmte Unternehmensgröße erreicht ist, funkti- oniert das nicht mehr. Im Jahr 2016 hatten wir 40 Mitarbeiter und immer weniger Geld. Es war falsch, etwas zum Festpreis anzubieten, das kontinuierli- cher Software-Entwicklung bedarf. Ich musste die Reißleine ziehen, Insolvenz anmelden. Das war für mein Team und mich nicht einfach. Sollte jetzt alles vorbei sein? Erst mal ja. Nach vielen Anrufen von Kunden, die Protonet und unsere Kolla- borationssoftware SOUL nicht missen wollten, be- gann ich, über einen Neustart nachzudenken. Wie würde ich es machen? Schlank, auf den Mehrwert fokussiert – unsere Software, aber betriebswirt- schaftlich nachhaltig. Heute haben wir keine festenMitarbeiter: Meist sind wir um die sechs Leute, je nach Auftragslage auch bis zu zwölf. Wir fokussieren uns auf die Soft- ware, arbeiten stets amAutomatisieren unserer Pro- zesse, und die Kunden zahlen monatlich. Wer noch einen Server aus der Zeit vor der Insolvenz besitzt, zahlt 79 Euro als Pauschallizenz. Er kann beliebig viele User einladen, die Private Cloudmitzunutzen. Das Vertrauen kamwieder: Heute arbeitenmehr als 400 Firmen mit Protonet und SOUL, insgesamt mehr als 10.000 User! Diesmal ziehen wir das Ganze richtig auf. Unser Ziel: Wir machen Protonet zur Nummer eins für Kommunikation undKollaboration in gesicherten Umgebungen. Und: Ich glaube immer noch fest daran, dass wir alle eines Tages unsere ei- gene, Private Cloud zu Hause haben werden und uns so unsere Datenhoheit zurückholen. Vielleicht sogar mit orangefarbenen Boxen. Die Handelskam- mer steht kleinen und mittleren Mitgliedsunter- nehmen, die in der Krise sind, schnell und unbürokra- tisch mit Bera- tung, Vermittlung und speziellen Förderprogram- men zur Seite. Ansprechpartner ist Stephan Klatt- Wenderodt (Tel. 36138-390, stephan.klatt- wenderodt@ hk24.de ). www.hk24.de/ krisenberatung Ich wollte unsere Kunden unabhängig machen, am liebsten auch von uns.

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