Februar/März 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 60 STRESS BEKÄMPFUNG FOTOS: PR CHAN SIDKI-LUNDIUS redaktion@hamburger-wirtschaft.de Die Erfahrung zeigt aber auch: In solchen Situa- tionen hilft es meist nicht, einfach die Zähne zu- sammenzubeißen. Denn von selbst verschwinden die Probleme nicht. Treten körperliche Symptome wie Tinnitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar ein Hörsturz als Folge von Stress auf, ist auf jeden Fall ein Arztbesuch erforderlich. Bei Depres- sionen oder dem Gefühl von Überlastung können Psychotherapeuten und externe Unterstützungsan- gebote hilfreich sein, umdie Krise zumeistern. Zu den etablierten Hilfsangeboten gehört etwa das Fürstenberg Institut: Es unterstützt Firmen ge- zielt dabei, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten und Führungskräfte nachhal- tig zu verbessern, gesetzliche Regelungen im Ge- sundheitsschutz umzusetzen und Change-Prozesse durchzuführen. Neben Mitarbeiter- und Führungs- kräfteberatung bietet es Organisa- tionsberatung, Betriebliches Ge- sundheitsmanagement (BGM) und eine Weiterbildungsakademie mit ThemenwieWork-Life-Balance. „Unsere Auswertungen haben ergeben, dass sich 77 Prozent der Ratsuchenden häufig schon nach ein bis zwei Beratungen deutlich besser fühlen, eine erhöhte Motivation und Zufrie- denheit amArbeitsplatz zeigen, ausgeglichener und leistungsfähiger sind“, sagt Susanne Tiedemann. Dabei sollten Führungskräfte die Selbstfürsorge nicht zu kurz kommen lassen. „Wer gut für sich sorgt, ist ein gutes Vorbild für die Mitarbeitenden“, so das Credo der Diplom-Psychologin. Gesundheit ist Verantwortung Patrik Buchtien jedenfalls hat sein Leben umgekrem- pelt. „Ich passe jetzt besser auf mich auf, ernähre mich gesünder, mache viel Sport und suche in allen Lebenslagen immer auch das Positive“, berichtet er. Und er hat ein Unternehmen gegründet, in dem er seine eigenen Erfahrungen weitergibt. Der Fokus von Stress Balancing Advisors liegt auf der individu- ellen Vermittlung von Kompetenzen zu Stressver- meidung und -management mit demZiel einer effek- tiven Selbstfürsorge und einer gesunden Balance. „Gerade Führungskräfte tun sich häufig schwer damit, sich zu ihren psychischen Problemen zu be- kennen und Hilfe zu suchen. Sie wollen keine Schwäche zeigen und lieber weiter den ‚starken Mann‘ markieren“, so Buchtiens Erfahrung. Das sei unheilvoll. Denn je länger man Hilfe herauszögere, desto schlimmer werde das Leiden. Wichtig imAlltag ist dabei auch die Prävention. Zu dieser zählt die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen, die nach Paragraph 5 des Arbeitsschutzgesetzes für alle Betriebe verpflich- tend ist. „Siemacht die Ursachen für psychische Be- lastungen aus der Arbeit sichtbar und beurteilt ihre Schwere. Sie bildet die Grundlage, um gefährdende Rahmenbedingungen zu ändern. Zusätzlich kön- nen bei Bedarf Maßnahmen im Rahmen des BGM entwickelt werden“, erläutert Dorothee Giffey, Ge- schäftsführerin der Firma BGM-konkret, die sich auf solche Beurteilungen spezialisiert hat. Gleichzeitig würden die Ergebnisse der Organi- sationsdiagnose die Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung von Prozessen und Strukturen ermöglichen. „Dadurch erhöhen sich nicht nur die Wirtschaftlichkeit, sondern auch die Arbeitszufrie- denheit und Motivation“, bilanziert Giffey, die neu- erdings auch eine „Gefährdungsbeurteilung Home- office“ im Programm hat. Schließlich wird uns das Arbeiten zu Hause noch lange beschäftigen – und psychische Erkrankungen machen vor dem Home- office nicht halt. Auch angesichts der häufigen Zu- satzbelastungen durch Kinderbetreuung und feh- lende soziale Kontakte. Susanne Tiedemann, Regionalleiterin beim Fürstenberg Institut Patrik Buchtien, Inhaber von Stress Balancing Advisors Dorothee Giffey, Geschäftsführerin des Beratungs- unternehmens BGM-konkret

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