Februar/März 2021

HAMBURGER WIRTSCHAFT 58 FOTO: DEEPOOL BY PLAINPICTURE/RAINER BERG Depression darf kein Tabu sein Immer mehr Manager und Fachkräfte kämpfen mit Ängsten, Überlastung, Depressionen oder Burnout. Dann ist externe Hilfe gefragt – und man sollte nicht zögern, sie in Anspruch zu nehmen. Z unächst habe ich die Veränderungen nicht gemerkt. Dochmit der Zeit empfand ichmei- nen Job als zunehmend kräftezehrend. Die Belastungen fingen an, mich auszuhöhlen“, berich- tet Patrik Buchtien, langjähriger Manager einer Hamburger PR-Agentur. Er sei immer mehr ins Grübeln geraten, Disziplin habe Motivation ersetzt, Herausforderungen seien zu scheinbar unüber- windbaren Problemen geworden. Nachdem die Stressdämonen trotz Therapie und eines sechs­ wöchigen Klinikaufenthalts immer noch da waren, zog Buchtien die Reißleine – und hängte seinen Job an den Nagel. So wie ihm geht es vielen Führungskräften und Managern. Stress, Zeit- und Leistungsdruck, lange Arbeitszeiten, Überforderung, das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, ineffektive Strukturen oder Veränderungsprozesse beeinträchtigen nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die psy- chische Gesundheit. Die Folgen: Die Fehltage wer- den häufiger, Depressionen, Suchterkankungen und chronische Erschöpfungszustände sind immer öfter an der Tagesordnung. Und auch die Corona-Pandemie fordert aktuell ihren Tribut: Wie kaum je zuvor müssen sich Mana- ger auf neue Situationen einstellen und kurzfristig die Richtung ändern. Hinzu kommt, dass sie ihre Mitarbeiter vielerorts auf Distanz führen müssen – und diese oft selbst unter der Situation leiden. Das nötige „Social Distancing“ in der Freizeit schlägt vielen Führungskräften und Mitarbeitern zusätz- lich aufs Gemüt. Von solchen Erfahrungen berichtet auch das Fürstenberg Institut am Gorch-Fock-Wall. „Corona wirkt wie einKatalysator, insbesondere inUnterneh- men mit traditionell geprägten Führungskulturen. Die Zahl der Führungskräfteberatungen ist in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Insgesamt stel- len wir fest, dass beispielsweise Ängste und Depres- sionen unter unseren Klienten und Klientinnen stark zugenommen haben. Das, was vor Corona war, tritt jetzt unter demStrich verstärkt auf“, sagt Regio- nalleiterin Susanne Tiedemann. Ein besonderes Problem stelle das Führen digitaler bzw. hybrider Teams dar. Dem seien viele Manager nicht gewach- sen, viele fühlten sich damit total überfordert. → Die Abteilung Dienstleistungs- wirtschaft der Handelskammer betreut den Ar- beitskreis „Be- triebliche Ge- sundheit“. Ansprechpartne- rin ist Petra Verse- mann, Mitarbeite- rin der Abteilung Dienstleistungs- wirtschaft: Tel. 36138-561, E-Mail: petra.versemann@ hk24.de

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