Februar/März 2021

ILLUSTRATION HANDELSKAMMER HAMBURG ALLE SIND GEFRAGT Die Leitlinien zur neuen Stand- ortstrategie sind das Ergebnis einer groß angelegten Zusammenarbeit – zwischen Haupt- amt und Ehrenamt der Handelskam- mer, zwischen Wirtschaft, Politik undWissenschaft, aber auch zwi- schen Hamburg und der gesamten Metropolregion. Diese breite Betei- ligung sei ein großer Vorteil, sagt Vizepräses Astrid Nissen-Schmidt – auch mit Blick auf die Umsetzung. Denn auf Schritt eins – den Dis- kussionsprozess – folgt ab sofort Schritt zwei: die Entwicklung kon- kreter Maßnahmen und Projekte. Auch hier setzt die Handelskammer auf die Hilfe ihrer Mitgliedsunterneh- men. Alle Infos dazu unter www. hamburg2040.de ZUKUNFTS VISIONEN neuerbaren Energien setzt das Papier vor allem auf Wasserstoff (siehe auch Seite 48). Der Energieträger könnte als Leitmotiv für die Standortentwicklung dienen, etwa durch die Nutzung des Hafens alsWas- serstoffdrehscheibe, durch internationale Fach- messenwie das International Hydrogen Symposium oder die Positionierung als „grüner“ Luftfahrts- tandort mit dem Zentrum für Angewandte Luft- fahrtforschung als Nukleus für die Entwicklung des wasserstoffbetriebenen Flugzeugs. In Bezug auf die Klimaziele müsse auch die Politik umdenken, denn Nachhaltigkeit schaffe man durch Innovationen, nicht durch Verbote, heißt es in den Leitlinien. Das gilt ebenso für die Mobilität, ein weiteres zentrales Thema der Strategie 2040. Als Vorbild diente das Konzept der Stadt Paris, in der je- der Einwohner zukünftig wichtige Orte wie Arbeits- platz, Einkaufs- und Sportstätten, Kultur oder Gas- tronomie in maximal 15 Minuten erreichen soll – dank Smart-City-Technologien, intelligenten Verkehrssystemen und gezielter Stadtentwicklung. „Wohnen, Leben und Arbeit rücken näher zusam- men“, ist der Vorsitzende des Handelskammer-Aus- schusses für Stadtentwicklung, Axel Kloth, über- zeugt. „Das wird auch Hamburgs Quartiere verän- dern.“ Diese Erkenntnis gilt besonders für die Innen- stadt, die attraktiverwerden soll. „Wichtig ist, auch in der City endlichwiederWohnen und Gewerbe zumi- schen“, meint Kloth. „In Stadtteilen wie Ottensen, Eimsbüttel oder der Schanze funktioniert das ja auch.“ Eine belebte Innenstadt ist auch eine Chance für den Einzelhandel. Denn der Druck durch die On- line-Konkurrenz wächst nicht erst seit Corona. „Je- der Händler muss sein Geschäftsmodell überden- ken“, sagt Britta Mohr-Rothe, Vorsitzende des Han- delsausschusses. „Dazu gehört, die Vor-Ort- und die digitalen Angebote stärker an den Erwartungen der Kunden auszurichten.“ Auch deshalb werde sich der Ausschuss schon jetzt verstärkt mit neuen Handels- konzeptenbefassen. Der Zeitrahmen ist ebenfalls wichtig: Während es dem Umweltexperten Buhck und der Digital- expertin Nehrenberg nicht schnell genug gehen kann, denkt Stadtentwickler Kloth bereits über 2040 hinaus. Einig sind sich aber alle über die grundsätzli- che Bedeutung der neuen Strategie, wie Vizepräses Astrid Nissen-Schmidt darlegt: „Die Leitlinien sind der Auftakt für eine Neuaufstellung des Standortes bis 2040. Und diemuss jetzt begonnenwerden.“ hamburg2040_de_print.indd 1 10.11.20 16:07 Das Strategiepapier zeigt konkrete Wege auf, etwa die gezielte Förderung von branchenüber- greifenden Technologien wie Wasserstoff, Künst- liche Intelligenz oder 3D-Druck, ein wirksamer Ein- satz für denKlimaschutz und einmodernes Konzept für die Innenstadt mit innovativen Mobi- litätsangeboten. Und weil die Strategie gerade für die Wirtschaft große Veränderungen mit sich bringen wird, sind besonders diejenigen eingebun- den, die es betrifft: die Unternehmen selbst. Eine wichtige Rolle spielt die IT-Branche. Die Handelskammer sieht in zukunftsorientierten Geschäftsmodellen technik- und datenbasierter Betriebe das Fundament für die Zukunft. Anke Nehrenberg, Vorsitzende des IT-Ausschusses der Handelskammer, sagt: „IT wird eine zentrale Rolle spielen, denn digitale Technologien sind im Online- Zeitalter Grundlage für Innovationen und strahlen in nahezu allen Branchen.“ Weil dabei der wichtigste Faktor Daten sind, fordert die Handelskammer eine umfassende Bereitstellung öffentlicher Daten, etwa im Trans- parenzportal der Stadt. Denn damit lassen sich, so das Strategiepapier, auch Gesundheit, Sicherheit oder Lebensqualität der Menschen verbessern. Digitale Ideen ermöglichen zudem neue Techno- logien – etwa den 3D-Druck, der schon heute für Ver- änderungen sorgt. „Produktionenwerden schlanker, Lieferketten kürzer“, so Dr. Georg Mecke. Der Vorsit- zende des Industrie-Ausschusses setzt auch auf ei- nige andere Forderungen des Papiers – etwa die, eine führende, perfekt mit der Wirtschaft vernetzte tech- nische Hochschule aufzubauen, und die, mehr Tempo beim Umsetzen von Infrastrukturprojekten aufzunehmen sowie Gewerbeflächen bei der Stadt- planung von vornherein mitzudenken. „Wir sind Deutschlands größte Industriestadt. Deshalb ist es gut, dass Industrie bei der Standortstrategie früh be- rücksichtigt wird“, erklärtMecke. Auch der Klimaschutz spielt im Papier eine zentrale Rolle. Ziel ist es, Hamburg so schnell wie möglich klimaneutral zumachen. „Dafür braucht es eine größere Bereitschaft bei den Unternehmen, und die erhoffe ich mir von der neuen Standort- strategie“, sagt Henner Buhck, Ausschussvorsitzen- der für Energie und Umwelt. Bisher würden sich vor allem Firmen fürs Klima einsetzen, die ihr Ge- schäftsmodell ohnehin dahingehend ausgerichtet haben oder von den Auswirkungen betroffen sind. Um die hochgesteckten Klimaziele zu errei- chen, sollen Ökonomie und Ökologie in Gleichklang gebracht werden. „Wenn ich CO 2 spare, spare ich gleichzeitig Energiekosten“, erläutert Buhck. Bei Er- ALEXANDER SIEBERT red ktion@h mburger-wirtsch ft.de

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