Januar 2018

HAMBURGER WIRTSCHAFT 01 / 18  IM FOKUS 60 GESUNDHEIT ILLUSTRATION: FILIP FRÖHLICH Petra Schreiber redaktion@hamburger-wirtschaft.de Telefon 36138-396 Fachkräfte gesucht! Der Gesundheitsmarkt wächst: Da die Menschen immer älter werden, steigt auch der Pflege- bedarf. Um der Nachfrage nach Personal gerecht zu werden, gibt es unterschiedliche Ansätze. Hier finden Sie weitere Informationen: Auf dem Portal www.pflegeberufe-hamburg.de werden gezielt Auszubildende und Ausbildungs- betriebe zusammengebracht. Die Webseite www.berufsziel-gesundheit.de informiert über Ausbildungs- und Studienangebote im Gesund- heitsbereich in Hamburg. L aut einer im Juni 2017 veröffentlich- ten Studie der Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH (GWHH) ist jeder siebte Arbeitnehmer in Hamburg an Pro- dukten oder Dienstleistungen rund um die Gesundheit beschäftigt. Das sind etwa 170000 Menschen – vergleichbar mit den Beschäftigen in der Hafenwirtschaft. Be- darf besteht eigentlich immer. „In Kran- kenhäusern und Pflegeeinrichtungen herrscht ein starker Kampf um Fach- kräfte“, sagt Professor Heinz Lohmann, Geschäftsführer der LOHMANN konzept GmbH, einem Beratungsunternehmen für innovative Akteure der Gesundheitswirt- schaft (siehe auch Seite 55). „Der Bedarf ist groß und wird noch zunehmen“, so Lohmann. Aus seiner Sicht sind die Ausbildungen im Kranken- und Pflegebereich anspruchsvoll und vor al- lem zukunftssicher. Denn laut der Studie der Unternehmensberatung PriceWater- houseCoopers (PwC) mit dem Titel „112 – und niemand hilft“ könnten in Hamburg im Jahr 2030 rund 17 Prozent der Stellen für Ärzte und Pfleger unbesetzt bleiben. Doch es gibt Gegenmaßnahmen. Quereinsteiger werden umgeschult, Klini- ken gründen eigene Ausbildungsstätten, wie zum Beispiel das Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) der Asklepios Kliniken, oder aufsehenerregende Perso- nalkampagnen wie die der Pflegen & Woh- nen Hamburg GmbH werden ins Leben gerufen. Hier werben schrille Persönlich- keiten mit ungewöhnlichen Hobbys für eine Bewerbung bei dem Anbieter von sta- tionärer Pflege mit 13 Standorten und 1200 Pflegekräften. „Wir möchten das Image der Pflege- berufe entstauben“, sagt Geschäftsführer Thomas Flotow. „Pflege ist modern, und bei uns kann auch jemand arbeiten, der ein Tattoo oder ein Piercing hat. Entschei- dend ist eine gute Ausbildung, denn wir erwarten zwar viel, geben aber auch viel zurück.“ Bewerber können Tariflohn, be- triebliche Altersvorsorge, bis zu 35 Tage Urlaub und Unterstützung bei Umzügen erwarten. „Die klassische Oberschwester werden wir damit eher nicht erreichen, aber die meisten betrachten die Kampa- gne mit einem Augenzwinkern“, sagt Flo- tow. Durch die Kampagne hätten die Be- werbungen stark zugenommen, verharrten jetzt auf einem hohen Niveau. Bei seiner Suche nach Fachpersonal beschränkt sich Flotow aber nicht auf den deutschen Ar- beitsmarkt, auch in Italien und anderen Ländern wird akquiriert. Ginge es nach Beratungsunternehmer Lohmann, müsste das Personal einfach we- niger für logistische und administrative Tä- tigkeiten herangezogen werden als vielmehr für die eigentliche Arbeit am Patienten. „30 Prozent sind immer noch Tätigkeiten, die nicht berufsadäquat sind“, so Lohmann.

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